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Episode #15: Der Ausblick mit Reinhard Panse

14.9.2023

Polis

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weichen heute stark von denen im Jahr 1980 ab:

  • In den 1980er Jahren gab es normales Produktivitätswachstum, eine günstige Demografie und niedrige Staatsverschuldung. Der Eintritt Chinas in den Arbeitsmarkt führte zu einer großen Anzahl von günstigen Arbeitskräften auf dem Weltmarkt und drückte die Inflationsraten. Länder wie die USA und Deutschland konnten die Zinsen erhöhen, um das Sparen attraktiver zu machen und die Inflation zu senken. Diese Faktoren führten zu niedrigen Inflationsraten und blieben über 40 Jahre hinweg bestehen.
  • Heute sind die Bedingungen anders: Das Produktivitätswachstum ist nahe null, die Demografie ist ungünstig, die Staatsverschuldung ist hoch und die Privatwirtschaft ist stark verschuldet. Wir sehen einen Trend hin zu weniger Demokratie und mehr staatlicher Lenkung der Wirtschaft. Dies hat negative wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere in Bezug auf Korruption und Pro-Kopf-Einkommen.
  • Die Entscheidung von Staaten wie China und Russland, sich von der Demokratie zu verabschieden und zu reinen Diktaturen mit staatlicher Kontrolle der Wirtschaft zu werden, wird voraussichtlich das weltweite Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen.

Entwicklung

Wie sich eine Rezession in den USA und Europa manifestieren wird:

  • Anzeichen deuten darauf hin, dass die USA im Winter oder Frühjahr möglicherweise in eine Rezession geraten könnten.
  • Derzeit liegt der Wert des Prognosemodells der US-Zentralbank, das die Rezessionswahrscheinlichkeit aufgrund der Zinsentwicklung abschätzt, bei 67%, der zweithöchste Wert seit den 80er Jahren.
  • Jede Rezession in den letzten 70 Jahren in den USA ist eingetreten, wenn eine Erhöhung der Arbeitslosenquote um mehr als 0,33 Prozentpunkte eintrat, der jüngste Anstieg liegt bei 0,4 Prozentpunkten.
  • Über 50% der US-Banken haben aufgrund der geänderten Zinslandschaft ihre Kreditvergabebedingungen verschärft, was in der Vergangenheit oft mit Rezessionen in Verbindung gebracht wurde.
  • Der Hypothekenzins in den USA ist von 2,7% im Jahr 2021 auf 7,2%gestiegen, was Immobilien zunehmend unerschwinglich macht und den Immobiliensektor belastet.
  • Deutschland befindet sich bereits in einer leichten Rezession, und der Rest der Eurozone könnte bald folgen.
  • Es gibt zwei wichtige Tendenzen in der Eurozone: Das reale Wirtschaftswachstum folgt dem Geldmengenwachstum mit zwölfmonatigem Abstand. Derzeit schrumpft die Geldmenge mit Rekordgeschwindigkeit.
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in der Vergangenheit bereits dreimal einen Fehler gemacht, indem sie Zinserhöhungen vornahm, wenn die Wirtschaft der Eurozone bereits schwächelte.
  • Derzeit zeigt die Eurozone ein Wachstum von etwa null Prozent über die letzten vier Quartale, und die EZB erwägt erneut, die Zinsen zu erhöhen, was das Geldmengenwachstum weiter ins Negative drücken und die Rezessionsgefahr erhöhen könnte.
  • Sowohl die US-Zentralbank als auch die EZB wissen, dass sie ein Rezessionsrisiko eingehen, da die Inflation langsam steigt und möglicherweise ohne eine Rezession nicht auf das angestrebte 2%-Ziel gesenkt werden kann.

Investments

  • Konservative Basisanleihen für deutsche Sparer, wie Staatsanleihen, bleiben aufgrund von niedrigen Zinsen und erwarteter Inflation keine attraktive Anlageform.
  • Inflationsgeschützte Anleihen könnten besser abschneiden, da die erwartete Inflation wahrscheinlich höher sein wird als vom Kapitalmarkt angenommen. Sie könnten etwa ein Prozentpunkt pro Jahr besser performen als normale Staatsanleihen.
  • In den USA sind die Zinsen bereits auf 4,3% gestiegen, was sie attraktiv macht. Die Inflation liegt darunter, sodass US-Staatsanleihen eine geringe reale Rendite bieten. Außerdem könnte der Aktienmarkt weniger Rendite abwerfen, was Staatsanleihen attraktiver macht.
  • Gold wird derzeit von Zentralbanken stark nachgefragt, da es als Schutz vor Inflationsrisiken betrachtet wird. Dieser Trend könnte anhalten, insbesondere wenn Staatsanleihen im Vergleich zu Gold weniger attraktiv erscheinen.
  • Für Schwellenländer werden US-Staatsanleihen aufgrund politischer Risiken, wie Sanktionen und Kontosperren, zunehmend riskanter, was die Nachfrage nach Gold als alternative Reservewährung erhöhen könnte.
  • Wohnimmobilien bleiben attraktiv, trotz eines leichten Preisrückgangs und aktueller Stagnation der Preise. Bei den aktuellen niedrigen Zinsen und einer erwarteten Inflation von 3,5 Prozent bietet die durchschnittliche Mietrendite von 3 Prozent eine Renditeerwartung von etwa 6,5 Prozent, was im Vergleich zu Staatsanleihen oder Bargeld sehr attraktiv ist.

Plateau:

  • Den US-Aktienmarkt vollständig zu meiden, macht wenig Sinn, da die US-Zentralbank in Krisenzeiten flexibel und klug reagiert hat und wahrscheinlich auch in Zukunft gute Maßnahmen ergreifen wird.
  • Die beiden globalen ETFs, die auf Grundkonsumgüter und Gesundheitswerte ausgerichtet sind, haben einen erheblichen Anteil an US-Aktien. Dies ist jedoch unproblematisch, da gerade diese Branchen in einer Rezession wenig betroffen sein werden.

Episode #15: Der Ausblick mit Reinhard Panse

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Episode #15: Der Ausblick mit Reinhard Panse

14.9.2023

Reinhard Panse

Diesen Monat: Die weltweiten Märkte und ihre akute Anfälligkeit bei Rezession und Zinsanstieg. Im Gespräch mit Christian Neuhaus legt Reinhard Panse regelmäßig seine ganzheitliche Analyse der Kapitalmärkte dar.

Polis

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weichen heute stark von denen im Jahr 1980 ab:

  • In den 1980er Jahren gab es normales Produktivitätswachstum, eine günstige Demografie und niedrige Staatsverschuldung. Der Eintritt Chinas in den Arbeitsmarkt führte zu einer großen Anzahl von günstigen Arbeitskräften auf dem Weltmarkt und drückte die Inflationsraten. Länder wie die USA und Deutschland konnten die Zinsen erhöhen, um das Sparen attraktiver zu machen und die Inflation zu senken. Diese Faktoren führten zu niedrigen Inflationsraten und blieben über 40 Jahre hinweg bestehen.
  • Heute sind die Bedingungen anders: Das Produktivitätswachstum ist nahe null, die Demografie ist ungünstig, die Staatsverschuldung ist hoch und die Privatwirtschaft ist stark verschuldet. Wir sehen einen Trend hin zu weniger Demokratie und mehr staatlicher Lenkung der Wirtschaft. Dies hat negative wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere in Bezug auf Korruption und Pro-Kopf-Einkommen.
  • Die Entscheidung von Staaten wie China und Russland, sich von der Demokratie zu verabschieden und zu reinen Diktaturen mit staatlicher Kontrolle der Wirtschaft zu werden, wird voraussichtlich das weltweite Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen.

Entwicklung

Wie sich eine Rezession in den USA und Europa manifestieren wird:

  • Anzeichen deuten darauf hin, dass die USA im Winter oder Frühjahr möglicherweise in eine Rezession geraten könnten.
  • Derzeit liegt der Wert des Prognosemodells der US-Zentralbank, das die Rezessionswahrscheinlichkeit aufgrund der Zinsentwicklung abschätzt, bei 67%, der zweithöchste Wert seit den 80er Jahren.
  • Jede Rezession in den letzten 70 Jahren in den USA ist eingetreten, wenn eine Erhöhung der Arbeitslosenquote um mehr als 0,33 Prozentpunkte eintrat, der jüngste Anstieg liegt bei 0,4 Prozentpunkten.
  • Über 50% der US-Banken haben aufgrund der geänderten Zinslandschaft ihre Kreditvergabebedingungen verschärft, was in der Vergangenheit oft mit Rezessionen in Verbindung gebracht wurde.
  • Der Hypothekenzins in den USA ist von 2,7% im Jahr 2021 auf 7,2%gestiegen, was Immobilien zunehmend unerschwinglich macht und den Immobiliensektor belastet.
  • Deutschland befindet sich bereits in einer leichten Rezession, und der Rest der Eurozone könnte bald folgen.
  • Es gibt zwei wichtige Tendenzen in der Eurozone: Das reale Wirtschaftswachstum folgt dem Geldmengenwachstum mit zwölfmonatigem Abstand. Derzeit schrumpft die Geldmenge mit Rekordgeschwindigkeit.
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in der Vergangenheit bereits dreimal einen Fehler gemacht, indem sie Zinserhöhungen vornahm, wenn die Wirtschaft der Eurozone bereits schwächelte.
  • Derzeit zeigt die Eurozone ein Wachstum von etwa null Prozent über die letzten vier Quartale, und die EZB erwägt erneut, die Zinsen zu erhöhen, was das Geldmengenwachstum weiter ins Negative drücken und die Rezessionsgefahr erhöhen könnte.
  • Sowohl die US-Zentralbank als auch die EZB wissen, dass sie ein Rezessionsrisiko eingehen, da die Inflation langsam steigt und möglicherweise ohne eine Rezession nicht auf das angestrebte 2%-Ziel gesenkt werden kann.

Investments

  • Konservative Basisanleihen für deutsche Sparer, wie Staatsanleihen, bleiben aufgrund von niedrigen Zinsen und erwarteter Inflation keine attraktive Anlageform.
  • Inflationsgeschützte Anleihen könnten besser abschneiden, da die erwartete Inflation wahrscheinlich höher sein wird als vom Kapitalmarkt angenommen. Sie könnten etwa ein Prozentpunkt pro Jahr besser performen als normale Staatsanleihen.
  • In den USA sind die Zinsen bereits auf 4,3% gestiegen, was sie attraktiv macht. Die Inflation liegt darunter, sodass US-Staatsanleihen eine geringe reale Rendite bieten. Außerdem könnte der Aktienmarkt weniger Rendite abwerfen, was Staatsanleihen attraktiver macht.
  • Gold wird derzeit von Zentralbanken stark nachgefragt, da es als Schutz vor Inflationsrisiken betrachtet wird. Dieser Trend könnte anhalten, insbesondere wenn Staatsanleihen im Vergleich zu Gold weniger attraktiv erscheinen.
  • Für Schwellenländer werden US-Staatsanleihen aufgrund politischer Risiken, wie Sanktionen und Kontosperren, zunehmend riskanter, was die Nachfrage nach Gold als alternative Reservewährung erhöhen könnte.
  • Wohnimmobilien bleiben attraktiv, trotz eines leichten Preisrückgangs und aktueller Stagnation der Preise. Bei den aktuellen niedrigen Zinsen und einer erwarteten Inflation von 3,5 Prozent bietet die durchschnittliche Mietrendite von 3 Prozent eine Renditeerwartung von etwa 6,5 Prozent, was im Vergleich zu Staatsanleihen oder Bargeld sehr attraktiv ist.

Plateau:

  • Den US-Aktienmarkt vollständig zu meiden, macht wenig Sinn, da die US-Zentralbank in Krisenzeiten flexibel und klug reagiert hat und wahrscheinlich auch in Zukunft gute Maßnahmen ergreifen wird.
  • Die beiden globalen ETFs, die auf Grundkonsumgüter und Gesundheitswerte ausgerichtet sind, haben einen erheblichen Anteil an US-Aktien. Dies ist jedoch unproblematisch, da gerade diese Branchen in einer Rezession wenig betroffen sein werden.

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Über den Autor

Reinhard Panse

Episode #15: Der Ausblick mit Reinhard PanseEpisode #15: Der Ausblick mit Reinhard Panse

Reinhard Panse ist Chief Investment Officer und Mitgründer der FINVIA Family Office GmbH. Bis Februar 2020 war Reinhard Panse Mitglied der Geschäftsführung und Chief Investment Officer für die im Eigentum der Familie Harald Quandt stehende HQ Trust GmbH. Von 2004 bis zum Eintritt in die HQ Trust GmbH im Jahre 2011 war Reinhard Panse Chief Investment Officer des in der UBS Deutschland AG geschaffenenGeschäftsbereichs UBS Sauerborn. Ab 2001 war Reinhard Panse Mitglied des Vorstands der Sauerborn Trust AG bzw. der Rechtsvorgänger. Er verantwortete die Investmentstrategie und gestaltete federführend die ganzheitliche Vermögensbetreuung und -verwaltung großer Privatvermögen. Begonnen hat Reinhard Panse mit der Übernahme von Kapitalmarkt- und Kundenbetreuungstätigkeiten bei der Feri GmbH im Jahre 1989, nachdem er eine eigene Vermögensverwaltung als Geschäftsführer gegründet und geführt hatte.

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