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Diana Knodel, 42, ist eigentlich auf dem Sprung. Zwei Tage muss sie noch arbeiten, dann geht sie in die Ferien, wenn auch mit Laptop. Denn als Gründerin eines aktuell stark wachsenden Start-ups hat man ja eigentlich nie so richtig Ruhe. Wenn dann noch große Neuerungen anstehen, sowieso nicht. Und überhaupt: Diana Knodel arbeitet so gerne mit ihrem Team, dass auch das ein wenig wie Urlaub ist.
Ich trete in zwei Tagen eine große Reise mit meinen Kindern an. Wir fliegen in die USA und machen dort einen Roadtrip. Wenn die meisten Leute fragen, wo es hingeht und ich sage “Ohio”, sind die auf einmal alle enttäuscht. Aber ich war dort als Austauschschülerin und habe den Kontakt immer gehalten. Wir werden also viele Freunde von mir besuchen, dann auch mal hoch zu den Niagarafällen fahren. Nach Corona bin ich echt froh, dass das nun klappt, auch wenn ich ein wenig Arbeit mit in den Urlaub nehme.
Die Nachfrage ist aktuell gigantisch. Wir haben bereits 280.000 Lehrkräfte weitergebildet und es werden immer mehr. Ich habe ganz ursprünglich einmal Informatik und Psychologie studiert und 2015 auch ein Non-Profit-Unternehmen in dem Bereich gegründet. Bildung war für mich einfach immer ein Herzensthema und irgendwann wurden wir von vielen Schulen gefragt, ob wir nicht Fortbildungen für unter anderem digitale Kompetenz geben könnten. Das haben wir gemacht und schnell gemerkt, leider, dass sich das nicht lohnt. Wir waren ständig unterwegs und konnten trotzdem nur wenige Personen schulen. Also haben wir die Plattform aufgesetzt und waren glücklich, als wir die ersten Lehrer gewinnen konnten, die Online-Kurse erstellt haben und andere die unbedingt sehen wollten. Anfangs haben die Lehrerinnen und Lehrer die Fortbildungen sogar noch aus eigener Tasche bezahlt, weil sie so gerne etwas dazulernen wollten. Das fand ich schon überraschend, so engagiert sind nicht alle Arbeitnehmer in Deutschland. Aber auch die Zahl unserer Kurs-Autoren steigt, zuletzt waren es schon 80 Lehrerinnen und Lehrer.
Die Content Creator erhalten von uns einen Anteil am Umsatz. Anfangs war das immer 50:50, doch seit wir auch Lizenzen an ganze Schulen oder sogar Bundesländer verkaufen, müssen wir das komplizierter verrechnen. Die Lehrkräfte bekommen dann jeweils einen Anteil am Umsatz, abhängig davon, wie oft ihr Online-Kurs absolviert wird. Es macht also Sinn, möglichst spannende Themen richtig gut aufzubereiten, so dass viele andere Lehrkräfte sich das auch anschauen wollen.
Genau wollen wir das nicht sagen, um keine Missgunst unter Lehrkräften zu streuen. Aber wer gute Themen wählt und gute Kurse entwickelt, kann bei uns teilweise einen fünfstelligen Betrag im Jahr mit nach Hause nehmen. Viele Kurs-Autoren machen das aber nicht nur wegen des Geldes, sondern auch, weil sie Spaß daran haben und das Digitale in Schulen voranbringen wollen.
Das stimmt auf jeden Fall. Als die Pandemie über uns hereinbrach, sind die Anfragen explodiert und ganz kurz ist sogar unser Server in die Knie gegangen. Mittlerweile sind 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Fobizz und wir sind profitabel. Das lag auch an der Pandemie, klar, aber wir hatten nicht nur einen Peak, sondern konnten das Level seither halten und weiter steigern. Das macht gerade viel Spaß.
Wir bieten vor allen Dingen Fortbildungen zu Methodik, Didaktik und Digitalem an. Lehrkräfte können bei uns beispielsweise lernen, wie sie mit iPads arbeiten, wie sie Whiteboards klug einsetzen oder auch, wie sie große Themen wie Künstliche Intelligenz in den Unterricht integrieren. Bei uns gibt es also keine Hilfestellung zu konkreten Mathethemen in der siebten Klasse, sondern eher die übergreifenden Themen, oft auch Tipps dazu, wo man Materialien findet, auf welchen Webseiten man auch mit Schülerinnen und Schülern surfen kann.
Wir sehen auf jeden Fall, dass gerade beim Digitalen noch Nachholbedarf besteht. Bis vor einigen Jahren gab es häufig kein Wlans und keine iPads in Schulen, die ganze Infrastruktur fehlte. Mittlerweile wird das besser, aber es ist noch viel zu tun und in der Lehrerausbildung ist digitaler Unterricht zu wenig vertreten. Auch der Umgang mit modernen Medien ist kein großes Thema, dabei brauchen wir unbedingt eine gute Medienkompetenz und Digitalkompetenz bei den Kindern. Die nutzen ja heute schon vielfach Software wie ChatGPT. Lehrkräfte müssen deshalb wissen, wie man damit arbeiten kann und wie man die Schülerinnen und Schüler auch für die Schwächen sensibilisiert, beispielsweise dafür, dass eine KI nicht immer alle Fakten richtig haben muss.
Definitiv. Das ist momentan das größte Trendthema und ganz, ganz viele Lehrkräfte wollen sich fortbilden. Zum einen, wie sie KI im Unterricht ansprechen. Zum anderen aber auch, wie sie KI in den Unterricht integrieren können. Wir haben deshalb ganz viele Tools gebaut, die das Leben der Lehrerinnen und Lehrer dank KI einfacher machen. Wir haben auch Anwendungen mit der Grundlage von ChatGPT programmiert, allerdings DSGVO-konform, so dass die Schulen das bedenkenlos nutzen können. Ich glaube, KI wird in Schulen eine riesige Rolle spielen, teilweise auch viel früher als viele glauben mögen.
Wir bieten den Lehrkräften heute schon eine Assistenz, die sie für den Unterricht nutzen können. Das kann im Bereich Bilder sein, aber auch bei Texten oder Videos. Das heißt, Lehrkräfte können beispielsweise schreiben: Bitte nenne mir zehn kreative Einstiege, um das Thema Ägypten zu vermitteln – und die Assistenz spuckt diese aus. Das ist großartig und eine tolle Unterstützung für Lehrkräfte.
Absolut. Mein Wunsch ist es, dass langfristig jeder Schüler und jede Schülerin eine KI-Assistenz bekommen wird, die einschätzt, wie weit jemand im Stoff ist, wo er oder sie Schwierigkeiten hat und einen individuellen Lernpfad vorgeben.
Das ist viel zu eng gedacht. Karl die Klammer gab es nur bei wenigen Programmen, aber die KI wird allgegenwärtig sein und deutlich tiefgreifender auch planen können. Welche Aufgaben kann ein Kind zum Beispiel nutzen, um bestimmte Aufgaben besser zu nutzen? Ist es sinnvoll, eine gewisse Förderung anzubieten, auch für höhere Begabte? KI wird ganze Stundenpläne schreiben und zwar für jedes Kind einzeln. Das wird die Schule ziemlich stark verändern, glaube ich.
Zur Person: Diana Knodel ist Gründerin des EdTechs Fobizz. Studiert hat sie Informatik, Psychologie und Bildungsforschung und arbeitete unter anderem bei XING. 2014 gründete sie App Camps, 2018 dann Fobizz.
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Diana Knodel hat mit Fobizz eines der wichtigsten deutschen EdTechs aufgebaut. Ein Gespräch über Lehrer, die sich was dazuverdienen, fehlende Infrastruktur – und die Pandemie als Geschäftstreiber.
Diana Knodel, 42, ist eigentlich auf dem Sprung. Zwei Tage muss sie noch arbeiten, dann geht sie in die Ferien, wenn auch mit Laptop. Denn als Gründerin eines aktuell stark wachsenden Start-ups hat man ja eigentlich nie so richtig Ruhe. Wenn dann noch große Neuerungen anstehen, sowieso nicht. Und überhaupt: Diana Knodel arbeitet so gerne mit ihrem Team, dass auch das ein wenig wie Urlaub ist.
Ich trete in zwei Tagen eine große Reise mit meinen Kindern an. Wir fliegen in die USA und machen dort einen Roadtrip. Wenn die meisten Leute fragen, wo es hingeht und ich sage “Ohio”, sind die auf einmal alle enttäuscht. Aber ich war dort als Austauschschülerin und habe den Kontakt immer gehalten. Wir werden also viele Freunde von mir besuchen, dann auch mal hoch zu den Niagarafällen fahren. Nach Corona bin ich echt froh, dass das nun klappt, auch wenn ich ein wenig Arbeit mit in den Urlaub nehme.
Die Nachfrage ist aktuell gigantisch. Wir haben bereits 280.000 Lehrkräfte weitergebildet und es werden immer mehr. Ich habe ganz ursprünglich einmal Informatik und Psychologie studiert und 2015 auch ein Non-Profit-Unternehmen in dem Bereich gegründet. Bildung war für mich einfach immer ein Herzensthema und irgendwann wurden wir von vielen Schulen gefragt, ob wir nicht Fortbildungen für unter anderem digitale Kompetenz geben könnten. Das haben wir gemacht und schnell gemerkt, leider, dass sich das nicht lohnt. Wir waren ständig unterwegs und konnten trotzdem nur wenige Personen schulen. Also haben wir die Plattform aufgesetzt und waren glücklich, als wir die ersten Lehrer gewinnen konnten, die Online-Kurse erstellt haben und andere die unbedingt sehen wollten. Anfangs haben die Lehrerinnen und Lehrer die Fortbildungen sogar noch aus eigener Tasche bezahlt, weil sie so gerne etwas dazulernen wollten. Das fand ich schon überraschend, so engagiert sind nicht alle Arbeitnehmer in Deutschland. Aber auch die Zahl unserer Kurs-Autoren steigt, zuletzt waren es schon 80 Lehrerinnen und Lehrer.
Die Content Creator erhalten von uns einen Anteil am Umsatz. Anfangs war das immer 50:50, doch seit wir auch Lizenzen an ganze Schulen oder sogar Bundesländer verkaufen, müssen wir das komplizierter verrechnen. Die Lehrkräfte bekommen dann jeweils einen Anteil am Umsatz, abhängig davon, wie oft ihr Online-Kurs absolviert wird. Es macht also Sinn, möglichst spannende Themen richtig gut aufzubereiten, so dass viele andere Lehrkräfte sich das auch anschauen wollen.
Genau wollen wir das nicht sagen, um keine Missgunst unter Lehrkräften zu streuen. Aber wer gute Themen wählt und gute Kurse entwickelt, kann bei uns teilweise einen fünfstelligen Betrag im Jahr mit nach Hause nehmen. Viele Kurs-Autoren machen das aber nicht nur wegen des Geldes, sondern auch, weil sie Spaß daran haben und das Digitale in Schulen voranbringen wollen.
Das stimmt auf jeden Fall. Als die Pandemie über uns hereinbrach, sind die Anfragen explodiert und ganz kurz ist sogar unser Server in die Knie gegangen. Mittlerweile sind 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Fobizz und wir sind profitabel. Das lag auch an der Pandemie, klar, aber wir hatten nicht nur einen Peak, sondern konnten das Level seither halten und weiter steigern. Das macht gerade viel Spaß.
Wir bieten vor allen Dingen Fortbildungen zu Methodik, Didaktik und Digitalem an. Lehrkräfte können bei uns beispielsweise lernen, wie sie mit iPads arbeiten, wie sie Whiteboards klug einsetzen oder auch, wie sie große Themen wie Künstliche Intelligenz in den Unterricht integrieren. Bei uns gibt es also keine Hilfestellung zu konkreten Mathethemen in der siebten Klasse, sondern eher die übergreifenden Themen, oft auch Tipps dazu, wo man Materialien findet, auf welchen Webseiten man auch mit Schülerinnen und Schülern surfen kann.
Wir sehen auf jeden Fall, dass gerade beim Digitalen noch Nachholbedarf besteht. Bis vor einigen Jahren gab es häufig kein Wlans und keine iPads in Schulen, die ganze Infrastruktur fehlte. Mittlerweile wird das besser, aber es ist noch viel zu tun und in der Lehrerausbildung ist digitaler Unterricht zu wenig vertreten. Auch der Umgang mit modernen Medien ist kein großes Thema, dabei brauchen wir unbedingt eine gute Medienkompetenz und Digitalkompetenz bei den Kindern. Die nutzen ja heute schon vielfach Software wie ChatGPT. Lehrkräfte müssen deshalb wissen, wie man damit arbeiten kann und wie man die Schülerinnen und Schüler auch für die Schwächen sensibilisiert, beispielsweise dafür, dass eine KI nicht immer alle Fakten richtig haben muss.
Definitiv. Das ist momentan das größte Trendthema und ganz, ganz viele Lehrkräfte wollen sich fortbilden. Zum einen, wie sie KI im Unterricht ansprechen. Zum anderen aber auch, wie sie KI in den Unterricht integrieren können. Wir haben deshalb ganz viele Tools gebaut, die das Leben der Lehrerinnen und Lehrer dank KI einfacher machen. Wir haben auch Anwendungen mit der Grundlage von ChatGPT programmiert, allerdings DSGVO-konform, so dass die Schulen das bedenkenlos nutzen können. Ich glaube, KI wird in Schulen eine riesige Rolle spielen, teilweise auch viel früher als viele glauben mögen.
Wir bieten den Lehrkräften heute schon eine Assistenz, die sie für den Unterricht nutzen können. Das kann im Bereich Bilder sein, aber auch bei Texten oder Videos. Das heißt, Lehrkräfte können beispielsweise schreiben: Bitte nenne mir zehn kreative Einstiege, um das Thema Ägypten zu vermitteln – und die Assistenz spuckt diese aus. Das ist großartig und eine tolle Unterstützung für Lehrkräfte.
Absolut. Mein Wunsch ist es, dass langfristig jeder Schüler und jede Schülerin eine KI-Assistenz bekommen wird, die einschätzt, wie weit jemand im Stoff ist, wo er oder sie Schwierigkeiten hat und einen individuellen Lernpfad vorgeben.
Das ist viel zu eng gedacht. Karl die Klammer gab es nur bei wenigen Programmen, aber die KI wird allgegenwärtig sein und deutlich tiefgreifender auch planen können. Welche Aufgaben kann ein Kind zum Beispiel nutzen, um bestimmte Aufgaben besser zu nutzen? Ist es sinnvoll, eine gewisse Förderung anzubieten, auch für höhere Begabte? KI wird ganze Stundenpläne schreiben und zwar für jedes Kind einzeln. Das wird die Schule ziemlich stark verändern, glaube ich.
Zur Person: Diana Knodel ist Gründerin des EdTechs Fobizz. Studiert hat sie Informatik, Psychologie und Bildungsforschung und arbeitete unter anderem bei XING. 2014 gründete sie App Camps, 2018 dann Fobizz.
Über den Autor
Nils Wischmeyer
Nils Wischmeyer schreibt über Finanzmärkte, Geldanlage, Banken, Bankenregulierung und Wirtschaftskriminalität.