Alternative Investments
Alternative Investments
Podcast
Internationale Krisenherden, wie u.a. globalen Lieferengpässen und dem Krieg in der Ukraine, sorgten für starke Marktturbulenzen in 2022. Die Auswirkungen betreffen sowohl Aktienmärkte als auch Private Markets.
Während 2021 herausragend für Private Equity Investoren war, entwickeln sich die Unternehmensbewertungen und die Anzahl der Deals 2022 rückläufig. Auch die Zahl der Exits (Veräußerungen) von Buyout-Fonds sind deutlich zurückgegangen, insbesondere Börsengänge (IPOs) standen nahezu still. An diesem Bild hat sich bis heute nicht viel verändert.
Darüber hinaus ist mit längeren Haltedauern der Portfoliounternehmen zu rechnen, die vor allem die IRR (die durchschnittliche mittlere Jahresrendite der Kapitalanlage) der Anleger beeinflusst. Investoren müssen sich demnach in Geduld üben, ehe sie Ausschüttungen aus den Fonds erhalten.
Erreichten die Unternehmensbewertungen in 2021 global einen Höchststand von 13,0x über alle Sektoren bzw. 17,4x im IT-Sektor (Unternehmenswert / Unternehmensgewinn*), sanken sie zu Q2 2022 auf 10,9x bzw. 11,6x ab. Vor allem das Transaktionsanzahl & -niveau bei Technologiewerten ist deutlich gesunken. Für Anleger bieten sich durch das veränderte Investitionsumfeld möglicherweise die attraktivsten Einstiegsmöglichkeiten seit Jahren. Die Chance liegt im Einkauf: Private Equity Manager können temporäre Marktverwerfungen für sich nutzen, um langfristig attraktivere Renditen einzufahren.
Ein Blick auf den Venture Capital Markt zeigt, dass auch hier die Exits in diesem Jahr deutlich zurückgegangen sind und Venture-Capital-Fonds zurückhaltender agieren als vorher. Insbesondere in den Finanzierungsphasen Late Stage/Growth besteht eine gegensätzliche Erwartungshaltung, die sogenannte Expectation GAP, zwischen Gründern und Investoren.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass Gründer durch die derzeit niedrigeren Unternehmensbewertungen nur ungern in eine neue Finanzierungsrunde gehen. Dem gegenüber steht die Erwartungshaltung der Investoren, die hinsichtlich des veränderten Marktumfeldes nicht bereit sind, dieselben hohen Preise der Vergangenheit zu zahlen. Ein deutlicher Rückgang der Unternehmensbewertungen lässt sich bei den Transaktionen der letzten Monate beobachten. Viele Gründer sind bereits in der neuen Realität angekommen und die Expectation Gap schließt sich zunehmend. Für neue Investoren ergeben sich daher auch hier attraktivere Einstiegsbewertungen.
Was sich im ersten Moment wie eine düstere Prognose liest, birgt für Anleger möglicherweise die attraktivsten Einstiegsmöglichkeiten seit Jahren.
Zunächst einmal spricht der direkte Vergleich zwischen Private Equity und Aktien für sich. Die Zahlen unterstreichen, dass Private Equity nicht nur höhere Renditen bringt, sondern auch krisenrobuster als der Aktienmarkt performt.
So lag in den mehr als 20 Jahren seit 2000 die Rendite (IRR) bei Private Equity Fonds (Buyout) bei 12,1% p.a., während US-Aktien bei 7,2% p.a. und Aktien weltweit bei 6,0% p.a. lagen. Während der fünf größten Kursrückgänge war zudem das Verlustrisiko von Private Equity zwischen 11 bis 19 Prozentpunkten niedriger als beim Aktienmarkt (vgl. S&P 500 TR, MSCI World TR).
Betrachtet man darüber hinaus Private Equity Fonds, die während einer Krisenperiode aufgelegt wurden, zeigt sich ein überdurchschnittliches Performancepotenzial (Abbildung s.u.).
Die während der Finanzkrise 2008/09 aufgelegten Fonds und Folgejahre verzeichnen einen starken Renditeanstieg. Neue Kapitalzusagen der Investoren fielen im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum jedoch deutlich ab. Wie die Grafik zeigt, verzeichnete der Private Equity Markt einen jährlichen Zuwachs der Kapitalzusagen seit 2010.
Dieses Szenario könnte sich im aktuellen Umfeld wiederholen. Die jährlichen Kapitalzusagen sanken 2020 durch die Covid-Pandemie, stiegen 2021 wieder an, und fielen 2022 erneut leicht zurück. Es bleibt zudem festzuhalten, dass sich das Fundraising deutlich verlangsamt hat.
Für Private Equity Investoren bedeuten Abschwungphasen somit eher eine interessante Chance, in denen sie ihr Kapital zu attraktiven Bewertungsniveaus einsetzen können.
Die Chancen für gute Performance liegen zum einen im Einkauf, da Fondsmanager temporäre Marktverwerfungen für sich nutzen können, um Unternehmen günstiger einzukaufen und dadurch langfristig höhere Renditen einzufahren. Im Private Equity sind die Performanceunterschiede zwischen den besten und schlechtesten Managern allerdings besonders hoch. Daher ist insbesondere in Krisenzeiten der Zugang zu Top-Managern entscheidend für den Anlageerfolg.
Zudem sind Private Equity Manager im Vergleich zu früheren Krisen (wie bspw. der globalen Finanzkrise von 2008) heute deutlich besser aufgestellt und verfügen über dediziertes Know-how, vermehrt mit geographischem und sektoralem Fokus. Diese tiefgehende Expertise bietet einen echten Mehrwert für die Portfoliounternehmen. Während früher der Einsatz von Fremdkapital (Leverage) wesentlicher Bestandteil der Renditegenerierung war, gewinnt die operative Wertschöpfung heutzutage immer mehr an Relevanz. Dieser Ansatz ist nicht nur nachhaltiger für die Portfoliounternehmen, sondern gleichzeitig krisenrobuster.
In volatilen Marktphasen lassen sich viele Privatanleger von ihren Emotionen leiten und agieren zurückhaltend. Insbesondere der längere Investitionszyklus scheint aus Anlegersicht ein Nachteil von Private Equity zu sein. Doch genau das Gegenteil ist hier der Fall: gerade in Zeiten hoher Inflation kann die längere Kapitalbindung den Anlegern zugutekommen.
Mit Blick auf die künftige Entwicklung ist außerdem zu erwarten, dass Portfolios mit diversifizierten Private Equity Allokationen höhere Renditen abwerfen als traditionelle Portfolios, die diese Alternative Anlageklasse nicht berücksichtigen. Aus strategischer Sicht sollten Anleger daher gerade jetzt antizyklisch investieren und ihr Portfolio fortlaufend aufbauen. Ein gutes Portfolio zeichnet sich dabei einerseits durch die Selektion von Top-Managern aus, andererseits durch eine Diversifikation über Regionen, Strategien, Finanzierungsstufen und Auflagejahren (Vintages).
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Das herausfordernde Umfeld sowohl an den Kapitalmärkten als auch den Private Markets stellt viele Investoren auf eine Belastungsprobe. In solchen Phasen kann Private Equity als Beimischung im Portfolio helfen, höhere Renditechancen gegenüber dem liquiden Kapitalmarkt zu generieren. Denn gerade in Krisenzeiten zeigt sich das Performancepotenzial von Private Equity Fonds.
Internationale Krisenherden, wie u.a. globalen Lieferengpässen und dem Krieg in der Ukraine, sorgten für starke Marktturbulenzen in 2022. Die Auswirkungen betreffen sowohl Aktienmärkte als auch Private Markets.
Während 2021 herausragend für Private Equity Investoren war, entwickeln sich die Unternehmensbewertungen und die Anzahl der Deals 2022 rückläufig. Auch die Zahl der Exits (Veräußerungen) von Buyout-Fonds sind deutlich zurückgegangen, insbesondere Börsengänge (IPOs) standen nahezu still. An diesem Bild hat sich bis heute nicht viel verändert.
Darüber hinaus ist mit längeren Haltedauern der Portfoliounternehmen zu rechnen, die vor allem die IRR (die durchschnittliche mittlere Jahresrendite der Kapitalanlage) der Anleger beeinflusst. Investoren müssen sich demnach in Geduld üben, ehe sie Ausschüttungen aus den Fonds erhalten.
Erreichten die Unternehmensbewertungen in 2021 global einen Höchststand von 13,0x über alle Sektoren bzw. 17,4x im IT-Sektor (Unternehmenswert / Unternehmensgewinn*), sanken sie zu Q2 2022 auf 10,9x bzw. 11,6x ab. Vor allem das Transaktionsanzahl & -niveau bei Technologiewerten ist deutlich gesunken. Für Anleger bieten sich durch das veränderte Investitionsumfeld möglicherweise die attraktivsten Einstiegsmöglichkeiten seit Jahren. Die Chance liegt im Einkauf: Private Equity Manager können temporäre Marktverwerfungen für sich nutzen, um langfristig attraktivere Renditen einzufahren.
Ein Blick auf den Venture Capital Markt zeigt, dass auch hier die Exits in diesem Jahr deutlich zurückgegangen sind und Venture-Capital-Fonds zurückhaltender agieren als vorher. Insbesondere in den Finanzierungsphasen Late Stage/Growth besteht eine gegensätzliche Erwartungshaltung, die sogenannte Expectation GAP, zwischen Gründern und Investoren.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass Gründer durch die derzeit niedrigeren Unternehmensbewertungen nur ungern in eine neue Finanzierungsrunde gehen. Dem gegenüber steht die Erwartungshaltung der Investoren, die hinsichtlich des veränderten Marktumfeldes nicht bereit sind, dieselben hohen Preise der Vergangenheit zu zahlen. Ein deutlicher Rückgang der Unternehmensbewertungen lässt sich bei den Transaktionen der letzten Monate beobachten. Viele Gründer sind bereits in der neuen Realität angekommen und die Expectation Gap schließt sich zunehmend. Für neue Investoren ergeben sich daher auch hier attraktivere Einstiegsbewertungen.
Was sich im ersten Moment wie eine düstere Prognose liest, birgt für Anleger möglicherweise die attraktivsten Einstiegsmöglichkeiten seit Jahren.
Zunächst einmal spricht der direkte Vergleich zwischen Private Equity und Aktien für sich. Die Zahlen unterstreichen, dass Private Equity nicht nur höhere Renditen bringt, sondern auch krisenrobuster als der Aktienmarkt performt.
So lag in den mehr als 20 Jahren seit 2000 die Rendite (IRR) bei Private Equity Fonds (Buyout) bei 12,1% p.a., während US-Aktien bei 7,2% p.a. und Aktien weltweit bei 6,0% p.a. lagen. Während der fünf größten Kursrückgänge war zudem das Verlustrisiko von Private Equity zwischen 11 bis 19 Prozentpunkten niedriger als beim Aktienmarkt (vgl. S&P 500 TR, MSCI World TR).
Betrachtet man darüber hinaus Private Equity Fonds, die während einer Krisenperiode aufgelegt wurden, zeigt sich ein überdurchschnittliches Performancepotenzial (Abbildung s.u.).
Die während der Finanzkrise 2008/09 aufgelegten Fonds und Folgejahre verzeichnen einen starken Renditeanstieg. Neue Kapitalzusagen der Investoren fielen im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum jedoch deutlich ab. Wie die Grafik zeigt, verzeichnete der Private Equity Markt einen jährlichen Zuwachs der Kapitalzusagen seit 2010.
Dieses Szenario könnte sich im aktuellen Umfeld wiederholen. Die jährlichen Kapitalzusagen sanken 2020 durch die Covid-Pandemie, stiegen 2021 wieder an, und fielen 2022 erneut leicht zurück. Es bleibt zudem festzuhalten, dass sich das Fundraising deutlich verlangsamt hat.
Für Private Equity Investoren bedeuten Abschwungphasen somit eher eine interessante Chance, in denen sie ihr Kapital zu attraktiven Bewertungsniveaus einsetzen können.
Die Chancen für gute Performance liegen zum einen im Einkauf, da Fondsmanager temporäre Marktverwerfungen für sich nutzen können, um Unternehmen günstiger einzukaufen und dadurch langfristig höhere Renditen einzufahren. Im Private Equity sind die Performanceunterschiede zwischen den besten und schlechtesten Managern allerdings besonders hoch. Daher ist insbesondere in Krisenzeiten der Zugang zu Top-Managern entscheidend für den Anlageerfolg.
Zudem sind Private Equity Manager im Vergleich zu früheren Krisen (wie bspw. der globalen Finanzkrise von 2008) heute deutlich besser aufgestellt und verfügen über dediziertes Know-how, vermehrt mit geographischem und sektoralem Fokus. Diese tiefgehende Expertise bietet einen echten Mehrwert für die Portfoliounternehmen. Während früher der Einsatz von Fremdkapital (Leverage) wesentlicher Bestandteil der Renditegenerierung war, gewinnt die operative Wertschöpfung heutzutage immer mehr an Relevanz. Dieser Ansatz ist nicht nur nachhaltiger für die Portfoliounternehmen, sondern gleichzeitig krisenrobuster.
In volatilen Marktphasen lassen sich viele Privatanleger von ihren Emotionen leiten und agieren zurückhaltend. Insbesondere der längere Investitionszyklus scheint aus Anlegersicht ein Nachteil von Private Equity zu sein. Doch genau das Gegenteil ist hier der Fall: gerade in Zeiten hoher Inflation kann die längere Kapitalbindung den Anlegern zugutekommen.
Mit Blick auf die künftige Entwicklung ist außerdem zu erwarten, dass Portfolios mit diversifizierten Private Equity Allokationen höhere Renditen abwerfen als traditionelle Portfolios, die diese Alternative Anlageklasse nicht berücksichtigen. Aus strategischer Sicht sollten Anleger daher gerade jetzt antizyklisch investieren und ihr Portfolio fortlaufend aufbauen. Ein gutes Portfolio zeichnet sich dabei einerseits durch die Selektion von Top-Managern aus, andererseits durch eine Diversifikation über Regionen, Strategien, Finanzierungsstufen und Auflagejahren (Vintages).
Über den Autor
Fabian Richter
Fabian Richter ist als Analyst im Bereich Alternative Investments tätig und für die Selektion und Prüfung der Investmentmanager zuständig.
Fabian Richter hat einen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre an der CBS, Köln, sowie einen Master in Corporate Finance und Financial Engineering von der University of Hong Kong. Weiterhin führt Herr Richter den Titel Chartered Financial Analyst (CFA®). Erste praktische Erfahrungen konnte Herr Richter neben dem Studium über zahlreiche Praktika bei Private Equity Häusern und Asset Managern absolvieren.
Seine berufliche Laufbahn begann er bei dem Multi Family Office der Familie Harald Quandt, HQ Trust. Dort verantwortete er zuletzt als Associate Partner die Portfoliokonstruktion und Managerselektion in den Bereichen Private Equity und Private Debt.