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Ein Fonds, sie alle zu versorgen

30.8.2021

Ein kleines Studio, eine Kamera, vor der ein Moderator und Bundesfinanzminister Olaf Scholz sitzen, rundherum hat sich das Publikum verteilt. Es könnte eine von vielen solcher Runden sein, in denen Politiker und Minister mit einigen Phrasen durch die Minuten kommen. Doch an diesem Tag ist Olaf Scholz so klar, dass selbst der Moderator kurz stutzen muss, ungläubig schaut und ihm die Worte fehlen. 

„Rente-Vorbild Norwegen”, das ist das Thema beim Talk von Focus Online, der vor knapp zwei Jahren im Netz landete. Vermutlich war er als Diskussion darüber gedacht, wann Deutschland denn einen Rentenfonds nach norwegischem Vorbild bekomme. Doch Scholz geht es gar nicht ums wann. Als der Moderator fragt, was man denn von Norwegen lernen könne, da ist die Scholz-Antwort klar: „Gar nichts.” Denn, so seine zweiteilige Antwort: Zum einen habe Deutschland ja kein Öl, aus dessen Verkaufsgewinnen man so einen Fonds aufsetzen könne. Zum anderen sei die gesetzliche Altersvorsorge sowieso viel besser, weil sie mehr Rendite abwerfe. Und von dem sowieso schon knappen Geld auch noch etwas für Aktien abknipsen, davon hielt Olaf Scholz damals nichts. „Ich glaube, das ist kein guter Vorschlag.” Oder doch? 

Wahrscheinlich ist, dass Deutschland über kurz oder lang ein Problem mit der Finanzierung des eigenen Sozialsystems bekommen wird. Ein Gutachten rund um den Rentenexperten Axel Börsch-Supan prognostizierte zuletzt „schockartig steigende Finanzierungsprobleme” für die Altersvorsorge. Die Autoren schlugen vor, dass die Menschen länger arbeiten sollten. Das wollen aber die meisten Parteien nicht mit sich machen lassen, weshalb andere Lösungsvorschläge her müssen, beispielsweise ein Rentenfonds. 

Vorschläge für einen Staatsfonds und seine Ausgestaltung gibt es viele

In den aktuellen Debatten vor der Bundestagswahl dürfte das Thema jedenfalls erneut auf der Tagesordnung stehen. Die FDP plädiert bereits seit Anfang des Jahres für das schwedische Modell, also einen Rentenfonds als Ergänzung für die eigene Rente, die Union möchte eine Generationenrente, bei dem der Staat von der Geburt bis zum 18. Lebensjahr 100 Euro je Kind anlegt, die Grünen wollen statt Riester-Rente einen Bürgerfonds. Und sogar die SPD möchte in der privaten Altersvorsorge dann doch ein neues, „standardisiertes Angebot” nach schwedischem Modell. 

Der Blick nach Außen liegt nah, immerhin gibt es gute Beispiele. Der Staatsfonds in Schweden macht elf Prozent Rendite, in Norwegen sind es durchschnittlich sechs und auch andere Länder wie beispielsweise Japan oder Kanada setzen teils auf die Idee einer kapitalgedeckten Altersvorsorge, wenn auch in ganz unterschiedlichen Ausprägungen. 

Und in Deutschland? Da wird viel auf den Tisch gelegt, umgesetzt ist aber noch lange nichts. Diskutiert wurden zuletzt viele Modell, die alle ihre kleinen Haken haben. Da war zum Beispiel die Deutschland-Rente, die CDU und Grüne aus Hessen schon 2015 beleben wollten. Dabei sollten alle Arbeitnehmer automatisch in den Fonds einzahlen, außer sie entscheiden sich explizit dagegen. Das wäre ein sogenanntes Opt-Out-Verfahren. Anders als bei der Riesterrente sollte es aber keine Garantie für eine Rückzahlung geben, womit diese Art der Rente in einem Sozialstaat wie Deutschland wohl maximal eine Ergänzung wäre. Das Konzept wurde mehrmals überarbeitet und ist in den vergangenen Diskussionen ein wenig untergegangen. 

Es gibt Kritiker, die sagen, der Staatsfonds wecke Begehrlichkeiten

Von 2017, aber immer noch aktuell, ist der Vorschlag von Giacomo Corneo von der Freien Universität Berlin, der eine soziale Dividende vorschlug, indem man einen Fonds mit einem Volumen von rundeiner Billion Euro aufbaut und den Deutschen aus den Erträgen dann wieder um etwa monatlich 600 Euro auszahlt. Das würde dazu führen, dass die niedrigen Einkommen proportional steigen, was Ungleichheit verringern soll und dadurch, dass die Dividende als Bürgerrecht wahrgenommen würde, wäre es für politische Parteien unmöglich, den Fonds für ihre Zwecke zu missbrauchen. 

Etwas jünger in der Debatte ist die Idee, dass der deutsche Staat seine extrem gute Bonität nutzt, um seinen Bürgern bei der Altersvorsorge etwas zu helfen. Dazu soll er Kredite in Form von Bundesanleihen aufnehmen, diese in den Aktienmarkt anlegen und die Rendite an die Bürger auszahlen. Legt man so Geld über 50 Jahre an und geht nur von einer Renditedifferenz zum Zinssatz des geliehenen Geldes von drei Prozent aus, bekäme jeder Deutsche zum Renteneintritt rund 30.000 Euro, rechnet das ifo-Institut vor.  

Wiederum andere Wissenschaftler wie Hanspeter Grüner von der Universität Mannheim bezeichneten die Idee bei der bereits 2019 aufgeflammten Diskussion um einen Staatsfond in Deutschland als einen „verheerenden Fehler”, zu hoch sei das Risiko, zu groß die Auswirkung auf Deutschlands Bonität, auch die Begehrlichkeiten der Politik seien eine Gefahr. Ähnlich sahen es Bert Rürup und Dennis Huchzermeier, die besonders die staatliche Kontrolle bemängelten. 

Bleibt die Frage: Wie machen es denn nun Schweden und Norwegen – und kann man davon etwas lernen? 

Wie Norwegen Öl zur Altersvorsorge machte 

In Norwegen sind sie ziemlich zufrieden mit ihrem Staatsfonds. Getrieben durch die sprudelnden Öleinnahmen, die das Land gewinnbringend investieren will, um so das Leben und die Renten der Menschen zu bezahlen, ist dort ein wahrer Gigant von Fonds entstanden. Ursprünglich war Norwegen einmal ein Land, das nicht allzu wohlhabend, fast schon arm war, dann kam Ende der sechziger Jahre das Öl und die Frage: Was machen wir mit dem Geld? Die Idee für den „Statens pensjonsfond” oder „Oljefondet”, also den Staatlichen Pensionsfonds des Königreichs Norwegen, den mittlerweile größten Staatsfonds der Welt, war geboren. 

Bisher schaffte der Staatsfonds im Schnitt ein Rendite von rund sechs Prozent, was dem durchschnittlichen Norweger 1600 Euro pro Monat als Rente bringt, hinzu kommt das Geld aus der staatlichen Rentenvorsorge und möglicher betrieblichen Altersvorsorge. 

Das System dort ist also kollektivistisch ausgelegt, jeder bekommt den gleichen Betrag und eben gerade nicht anteilig das, was er eingezahlt hat plus Rendite wieder raus. Doch wie Finanzminister Olaf Scholz richtig anmerkt, kommt der Reichtum eben aus der Förderung und dem Export von Öl – und Deutschland hat davon bei weitem nicht genug, weshalb ein Blick ins ebenfalls ölarme Schweden lohnt.  

Ohne Öl, dafür mit zweistelliger Rendite: Wie Schweden sein Geld anlegt

„Sjunde Allmänna Pensionsfonden“ haben die Schweden ihren Rentenfonds genannt. Übersetzt heißt das so viel wie „siebter allgemeiner Pensionsfonds”, abgekürzt kennen ihn die meisten finanzaffinen Menschen und auch in der deutschen Rentendiskussion wird er immer bekannter: AP7. Die Schweden zahlen jeden Monat 2,5 Prozent ihres Bruttolohns in den Fonds, dürfen dafür auswählen, worin sie investieren und tun sie das nicht, fließt es in ein Standardprodukt, ein Mix aus Aktien- und Anleihen. Am Ende bekommen die Schweden das raus, was sie eingezahlt haben plus Rendite, womit das Modell am nächsten an denen ist, die in Deutschland unter Namen wie „Deutschland-Rente” aktuell diskutiert werden. 

800 Milliarden Kronen (80 Milliarden Euro) verwalten Chef Richard Gröttheim und sein Team, in 3.000 Unternehmen in der ganzen Welt floss das Geld der Schweden bisher. Die Kosten liegen eher auf ETF-Niveau, also unter einem Prozent, die Rendite durchschnittlich bei elf Prozent. Ein Traum, zu schön um wahr zu sein? Immerhin hat der staatliche Fonds sogar die private Altersvorsorge in Schweden abgehängt, die laut Fonds-Chef Gröttheim nur sieben Prozent Rendite eingefahren hat. 

Gegenüber der ZEIT erklärte Gröttheim jüngst, woher das kommt: Der Aktienanteil ist höher und auch die Investments in Schwellenländer, was mehr Rendite bringe – aber eben auch mehr Risiko. Und genau das ist der Haken des schwedischen Modells, das zurzeit so hell scheint, aber aufgebaut ist auf riskanten Investitionen. Denn nicht nur riskante Investments sind an der Tagesordnung, zusätzlich arbeitet der Fonds mit Hebeln, die die Erträge natürlich um ein Vielfaches steigern können, aber umgekehrt auch zu enormen Verlusten führen können. 

Das Prinzip vom Risiko als Chance gilt aber für den gesamten Fonds. Denn dieser gibt keine Garantie für eine bestimmte Rendite, nicht einmal dafür, dass das eingesetzte Geld wieder zu den Schweden zurückfließt. Läuft es also auf den Aktienmärten schlecht, wächst unter Umständen das über den Fonds angesparte Vermögen nicht in gleichem Maße, wie sich etwa die Kaufkraft entwickelt. Die Inflation, also die Geldentwertung wäre damit höher als die Rendite. Dann könnten die in Rente gegangenen Schweden womöglich ihren bisherigen Lebensstandard nicht mehr halten. Dieses Risiko ist zwar gering, wollte Deutschland aber ein solches Modell einsetzen, müsste man sich darüber zumindest klar werden. In den ersten Jahren des AP7 erzielte der Verluste und in Deutschland gäbe es wohl eine heftige Diskussion, weil sich die Sparer um ihre Altersvorsorge sorgen würden.

Deutschland hat bereits einen Staatsfonds in klein

Ob man sich in Deutschland am Ende zu einem Staatsfonds durchringen kann und wie der auszugestalten sein wird, darüber wird sich weiter kräftig streiten lassen. Um die Frage zu klären, ob das überhaupt ein Modell für Deutschland sein kann, dürfte sich derweil ein Blick nach Bayern lohnen: Dort gibt es einen Staatsfonds light schon seit vielen Jahren in Form des Bayerischen Pensionsfonds. Bis 2019 lag die Rendite seit Auflage bei durchschnittlich 4,93 Prozent pro Jahr, verwaltet von der Bundesbank. Das zeigt: Es könnte klappen.

Ein Fonds, sie alle zu versorgen

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Ein Fonds, sie alle zu versorgen

30.8.2021

Nils Wischmeyer

Schweden hat ihn, Norwegen hat ihn, Deutschland nicht: einen Rentenfonds. Ist das klug – oder haben Politiker hier jahrelang die Aufbesserung der deutschen Altersvorsorge versäumt?

Ein kleines Studio, eine Kamera, vor der ein Moderator und Bundesfinanzminister Olaf Scholz sitzen, rundherum hat sich das Publikum verteilt. Es könnte eine von vielen solcher Runden sein, in denen Politiker und Minister mit einigen Phrasen durch die Minuten kommen. Doch an diesem Tag ist Olaf Scholz so klar, dass selbst der Moderator kurz stutzen muss, ungläubig schaut und ihm die Worte fehlen. 

„Rente-Vorbild Norwegen”, das ist das Thema beim Talk von Focus Online, der vor knapp zwei Jahren im Netz landete. Vermutlich war er als Diskussion darüber gedacht, wann Deutschland denn einen Rentenfonds nach norwegischem Vorbild bekomme. Doch Scholz geht es gar nicht ums wann. Als der Moderator fragt, was man denn von Norwegen lernen könne, da ist die Scholz-Antwort klar: „Gar nichts.” Denn, so seine zweiteilige Antwort: Zum einen habe Deutschland ja kein Öl, aus dessen Verkaufsgewinnen man so einen Fonds aufsetzen könne. Zum anderen sei die gesetzliche Altersvorsorge sowieso viel besser, weil sie mehr Rendite abwerfe. Und von dem sowieso schon knappen Geld auch noch etwas für Aktien abknipsen, davon hielt Olaf Scholz damals nichts. „Ich glaube, das ist kein guter Vorschlag.” Oder doch? 

Wahrscheinlich ist, dass Deutschland über kurz oder lang ein Problem mit der Finanzierung des eigenen Sozialsystems bekommen wird. Ein Gutachten rund um den Rentenexperten Axel Börsch-Supan prognostizierte zuletzt „schockartig steigende Finanzierungsprobleme” für die Altersvorsorge. Die Autoren schlugen vor, dass die Menschen länger arbeiten sollten. Das wollen aber die meisten Parteien nicht mit sich machen lassen, weshalb andere Lösungsvorschläge her müssen, beispielsweise ein Rentenfonds. 

Vorschläge für einen Staatsfonds und seine Ausgestaltung gibt es viele

In den aktuellen Debatten vor der Bundestagswahl dürfte das Thema jedenfalls erneut auf der Tagesordnung stehen. Die FDP plädiert bereits seit Anfang des Jahres für das schwedische Modell, also einen Rentenfonds als Ergänzung für die eigene Rente, die Union möchte eine Generationenrente, bei dem der Staat von der Geburt bis zum 18. Lebensjahr 100 Euro je Kind anlegt, die Grünen wollen statt Riester-Rente einen Bürgerfonds. Und sogar die SPD möchte in der privaten Altersvorsorge dann doch ein neues, „standardisiertes Angebot” nach schwedischem Modell. 

Der Blick nach Außen liegt nah, immerhin gibt es gute Beispiele. Der Staatsfonds in Schweden macht elf Prozent Rendite, in Norwegen sind es durchschnittlich sechs und auch andere Länder wie beispielsweise Japan oder Kanada setzen teils auf die Idee einer kapitalgedeckten Altersvorsorge, wenn auch in ganz unterschiedlichen Ausprägungen. 

Und in Deutschland? Da wird viel auf den Tisch gelegt, umgesetzt ist aber noch lange nichts. Diskutiert wurden zuletzt viele Modell, die alle ihre kleinen Haken haben. Da war zum Beispiel die Deutschland-Rente, die CDU und Grüne aus Hessen schon 2015 beleben wollten. Dabei sollten alle Arbeitnehmer automatisch in den Fonds einzahlen, außer sie entscheiden sich explizit dagegen. Das wäre ein sogenanntes Opt-Out-Verfahren. Anders als bei der Riesterrente sollte es aber keine Garantie für eine Rückzahlung geben, womit diese Art der Rente in einem Sozialstaat wie Deutschland wohl maximal eine Ergänzung wäre. Das Konzept wurde mehrmals überarbeitet und ist in den vergangenen Diskussionen ein wenig untergegangen. 

Es gibt Kritiker, die sagen, der Staatsfonds wecke Begehrlichkeiten

Von 2017, aber immer noch aktuell, ist der Vorschlag von Giacomo Corneo von der Freien Universität Berlin, der eine soziale Dividende vorschlug, indem man einen Fonds mit einem Volumen von rundeiner Billion Euro aufbaut und den Deutschen aus den Erträgen dann wieder um etwa monatlich 600 Euro auszahlt. Das würde dazu führen, dass die niedrigen Einkommen proportional steigen, was Ungleichheit verringern soll und dadurch, dass die Dividende als Bürgerrecht wahrgenommen würde, wäre es für politische Parteien unmöglich, den Fonds für ihre Zwecke zu missbrauchen. 

Etwas jünger in der Debatte ist die Idee, dass der deutsche Staat seine extrem gute Bonität nutzt, um seinen Bürgern bei der Altersvorsorge etwas zu helfen. Dazu soll er Kredite in Form von Bundesanleihen aufnehmen, diese in den Aktienmarkt anlegen und die Rendite an die Bürger auszahlen. Legt man so Geld über 50 Jahre an und geht nur von einer Renditedifferenz zum Zinssatz des geliehenen Geldes von drei Prozent aus, bekäme jeder Deutsche zum Renteneintritt rund 30.000 Euro, rechnet das ifo-Institut vor.  

Wiederum andere Wissenschaftler wie Hanspeter Grüner von der Universität Mannheim bezeichneten die Idee bei der bereits 2019 aufgeflammten Diskussion um einen Staatsfond in Deutschland als einen „verheerenden Fehler”, zu hoch sei das Risiko, zu groß die Auswirkung auf Deutschlands Bonität, auch die Begehrlichkeiten der Politik seien eine Gefahr. Ähnlich sahen es Bert Rürup und Dennis Huchzermeier, die besonders die staatliche Kontrolle bemängelten. 

Bleibt die Frage: Wie machen es denn nun Schweden und Norwegen – und kann man davon etwas lernen? 

Wie Norwegen Öl zur Altersvorsorge machte 

In Norwegen sind sie ziemlich zufrieden mit ihrem Staatsfonds. Getrieben durch die sprudelnden Öleinnahmen, die das Land gewinnbringend investieren will, um so das Leben und die Renten der Menschen zu bezahlen, ist dort ein wahrer Gigant von Fonds entstanden. Ursprünglich war Norwegen einmal ein Land, das nicht allzu wohlhabend, fast schon arm war, dann kam Ende der sechziger Jahre das Öl und die Frage: Was machen wir mit dem Geld? Die Idee für den „Statens pensjonsfond” oder „Oljefondet”, also den Staatlichen Pensionsfonds des Königreichs Norwegen, den mittlerweile größten Staatsfonds der Welt, war geboren. 

Bisher schaffte der Staatsfonds im Schnitt ein Rendite von rund sechs Prozent, was dem durchschnittlichen Norweger 1600 Euro pro Monat als Rente bringt, hinzu kommt das Geld aus der staatlichen Rentenvorsorge und möglicher betrieblichen Altersvorsorge. 

Das System dort ist also kollektivistisch ausgelegt, jeder bekommt den gleichen Betrag und eben gerade nicht anteilig das, was er eingezahlt hat plus Rendite wieder raus. Doch wie Finanzminister Olaf Scholz richtig anmerkt, kommt der Reichtum eben aus der Förderung und dem Export von Öl – und Deutschland hat davon bei weitem nicht genug, weshalb ein Blick ins ebenfalls ölarme Schweden lohnt.  

Ohne Öl, dafür mit zweistelliger Rendite: Wie Schweden sein Geld anlegt

„Sjunde Allmänna Pensionsfonden“ haben die Schweden ihren Rentenfonds genannt. Übersetzt heißt das so viel wie „siebter allgemeiner Pensionsfonds”, abgekürzt kennen ihn die meisten finanzaffinen Menschen und auch in der deutschen Rentendiskussion wird er immer bekannter: AP7. Die Schweden zahlen jeden Monat 2,5 Prozent ihres Bruttolohns in den Fonds, dürfen dafür auswählen, worin sie investieren und tun sie das nicht, fließt es in ein Standardprodukt, ein Mix aus Aktien- und Anleihen. Am Ende bekommen die Schweden das raus, was sie eingezahlt haben plus Rendite, womit das Modell am nächsten an denen ist, die in Deutschland unter Namen wie „Deutschland-Rente” aktuell diskutiert werden. 

800 Milliarden Kronen (80 Milliarden Euro) verwalten Chef Richard Gröttheim und sein Team, in 3.000 Unternehmen in der ganzen Welt floss das Geld der Schweden bisher. Die Kosten liegen eher auf ETF-Niveau, also unter einem Prozent, die Rendite durchschnittlich bei elf Prozent. Ein Traum, zu schön um wahr zu sein? Immerhin hat der staatliche Fonds sogar die private Altersvorsorge in Schweden abgehängt, die laut Fonds-Chef Gröttheim nur sieben Prozent Rendite eingefahren hat. 

Gegenüber der ZEIT erklärte Gröttheim jüngst, woher das kommt: Der Aktienanteil ist höher und auch die Investments in Schwellenländer, was mehr Rendite bringe – aber eben auch mehr Risiko. Und genau das ist der Haken des schwedischen Modells, das zurzeit so hell scheint, aber aufgebaut ist auf riskanten Investitionen. Denn nicht nur riskante Investments sind an der Tagesordnung, zusätzlich arbeitet der Fonds mit Hebeln, die die Erträge natürlich um ein Vielfaches steigern können, aber umgekehrt auch zu enormen Verlusten führen können. 

Das Prinzip vom Risiko als Chance gilt aber für den gesamten Fonds. Denn dieser gibt keine Garantie für eine bestimmte Rendite, nicht einmal dafür, dass das eingesetzte Geld wieder zu den Schweden zurückfließt. Läuft es also auf den Aktienmärten schlecht, wächst unter Umständen das über den Fonds angesparte Vermögen nicht in gleichem Maße, wie sich etwa die Kaufkraft entwickelt. Die Inflation, also die Geldentwertung wäre damit höher als die Rendite. Dann könnten die in Rente gegangenen Schweden womöglich ihren bisherigen Lebensstandard nicht mehr halten. Dieses Risiko ist zwar gering, wollte Deutschland aber ein solches Modell einsetzen, müsste man sich darüber zumindest klar werden. In den ersten Jahren des AP7 erzielte der Verluste und in Deutschland gäbe es wohl eine heftige Diskussion, weil sich die Sparer um ihre Altersvorsorge sorgen würden.

Deutschland hat bereits einen Staatsfonds in klein

Ob man sich in Deutschland am Ende zu einem Staatsfonds durchringen kann und wie der auszugestalten sein wird, darüber wird sich weiter kräftig streiten lassen. Um die Frage zu klären, ob das überhaupt ein Modell für Deutschland sein kann, dürfte sich derweil ein Blick nach Bayern lohnen: Dort gibt es einen Staatsfonds light schon seit vielen Jahren in Form des Bayerischen Pensionsfonds. Bis 2019 lag die Rendite seit Auflage bei durchschnittlich 4,93 Prozent pro Jahr, verwaltet von der Bundesbank. Das zeigt: Es könnte klappen.

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Über den Autor

Nils Wischmeyer

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Nils Wischmeyer schreibt über Finanzmärkte, Geldanlage, Banken, Bankenregulierung und Wirtschaftskriminalität.

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