Alternative Investments
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Da Impact Investments die explizite Intention verfolgen, messbaren Impact zu erzielen, ist unstrittig, dass diese Wirkung auch gemessen werden muss. Es gibt jedoch nicht – oder noch nicht – DEN EINEN Standard für Impact Messung. Trotzdem existieren einige Rahmenwerke, welche internationale Anerkennung genießen und sicherstellen, dass die Impact Management und Messung methodisch sauber erfolgt.
Das Impact Management Project (IMP) ist ein zentrales globales Rahmenwerk, welches ein systematisches Vorgehen als Basis für das Management und die Messung von Impact beschreibt. Die Systematik besteht darin, jedes Impact Projekt unter 5 Gesichtspunkten zu durchleuchten und zu beschreiben. Man beschreibt damit, welche Art von Impact z.B. auf SDG-Basis verfolgt wird, welche Zielgruppe oder welches Zielfeld die positive Wirkung erfährt, welche Größenordnung die erzielte Wirkung hat, in welcher Weise die Wirkung auf das Investment zurückzuführen ist und ob es ungewollte Begleiterscheinungen bei der Wirkungserzielung gibt.
Diese Vorgehensweise ist auf alle Arten von Impact – seien sie ökologischer oder sozialer Natur – anwendbar und findet unter Impact Managern große Verbreitung.
Die „Operating Principles for Impact Management“, kurz OPIM, sind ein zentrales Rahmenwerk für die Methodik von Impact Messung. Sie bestehen seit 2019 und werden mittlerweile von 158 Impact Managern und Investoren aus 38 Nationen angewandt. Wichtig zu wissen ist, dass die OPIM noch keine Aussage über die konkrete Ausgestaltung in Form von Metriken für die Impact Messung treffen.
Stattdessen legen die OPIM eine Leitlinie zur Prüfung unterschiedlicher Schwerpunkte bzw. Bereiche fest. Ein zentrales Kriterium bei der Impact Prüfung ist die Frage, inwiefern eine positive Wirkung in der Tat auf ein Investment zurückzuführen ist. Dieses Kriterium bezeichnet man auch als „Additionalität“ und ist ein zentraler Baustein der OPIM. Darüber hinaus legen die OPIM fest, dass ein konkretes Impact Ziel auf Basis eines fundierten Zielfindungsansatzes festgelegt wurde. Auch mögliche negative „Nebenwirkungen“ auf dem Weg der Impacterzielung werden in diesem Zusammenhang betrachtet. Die Prüfungsleitlinie sieht außerdem vor, dass der Fortschritt der Impacterzielung über die gesamte Zeit des Investments überwacht wird.
Die insgesamt 9 Prinzipien der OPIM konzentrieren sich auf 5 Schwerpunkte, welche die Wirkung während des gesamten Investitionsprozesses abbilden und bewerten können (siehe Abbildung):
Die konkrete Impact Messung beginnt mit der Aufnahme des Ist-Zustandes und der Festlegung eines Impact Ziels. Wenden wir uns daher dem Punkt 4 der Operating Principles, der Impact-Zielfestlegung, zu. Grundlegende Fragestellungen sind: Welche Wirkung wird angestrebt? Wer profitiert von der beabsichtigten Wirkung? Wie signifikant ist die beabsichtigte Wirkung?
Am weitesten entwickelt ist eine akademisch fundierte Zielfestlegung bislang im ökologischen Bereich. In diesem Kontext sollte man beispielsweise die SBTi (Science based Target initiative) kennen, der per Ende 2021 weltweit 2200 agierende Unternehmen wie z.B. Unilever, BMW, Nestle oder Volkswagen angeschlossen sind. Diese Initiative beruft sich auf den Weltklimarat (IPCC) und die darin erklärte Notwendigkeit zur Halbierung weltweiter CO2-Emissionen bis 2030 sowie deren Reduktion auf Netto-Null bis 2050.
Die SBTi entwickelt wissenschaftlich anerkannte Methoden zur Messung von Treibhausgasemissionen. Diese Methoden werden angewendet, um zu beurteilen, ob die Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen eines Unternehmens ausreichen, um das 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen oder nicht. Ein vom SBTi zertifiziertes Unternehmen erhält somit ein Qualitätssiegel für seine als adäquat einzustufenden Maßnahmen gegen den Klimawandel.
Geht es also bei der Impact Messung eines Impact Projekts um die Frage, ob ein vom Unternehmen angestrebtes Treibhausgasemissionsziel im Sinne des Pariser Klimaabkommens adäquat festgesetzt wurde und von SBTi zertifiziert wurde, hat man mit der Zertifizierung den Anspruch einer wissenschaftlich fundierten Impact Zielfestlegung erfüllt.
Eine andere wissenschaftliche Methode zur Unterstützung der Zielfestlegung können zum Beispiel sogenannte „Life Cycle Assessments“ („LCA’s) sein. Bleiben wir bei dem Beispiel der Treibhausgasemissionen und der Frage, inwiefern ein Produkt durch den Einsatz einer neuen Technologie weniger Treibhausgase emittiert als unter Anwendung der herkömmlichen/bislang verwandten Technologie bzw. Methode. Bei LCA’s wird errechnet, wie viele Treibhausgase über die gesamte Wertschöpfungskette der Produktherstellung – bspw. von der Bereitstellung der Rohstoffe durch Lieferanten über die Produktion bis zur Anlieferung beim Endkunden – entstehen. Es erfolgt eine Ist-Aufnahme des LCA’s, die in einem zweiten Schritt einem zukünftig reduzierten Sollwert an Treibhausgasemissionen, welcher auf Basis eines LCA’s unter Annahme der Anwendung einer neuen Technologie errechnet wurde, verglichen wird.
Wie standardisiert und damit verlässlich sind nun diese LCA’s? Zwar existiert ein ISO LCA Standard, es liegen jedoch mehrere Ansätze vor, die zu unterschiedlichen Bewertungen kommen können. Ein Manko dieser Methode ist auch, dass LCA‘s nur bei Technologien und Produkten sinnvoll zum Einsatz kommen können, für die es bereits Daten über alle Phasen des Lebenszyklus hinweg gibt. Dies ist jedoch häufig bei Technologien, die mit Venture Capital finanziert werden, nur begrenzt der Fall.
Nachdem das das Impact Ziel auf fundierter Grundlage quantifiziert wurde, geht es darum, den Zielerreichungspfad der Impact Entwicklung zu überwachen (siehe Principle 6 der OPIM). Dies geschieht, wie in herkömmlichen Geschäftsfeldern auch, auf Basis sogenannter „Key Performance Indicator“ (KPI). Gängige KPI’s im ökologischen Bereich sind zum Beispiel:
Beispiele für KPI’s im sozialen Bereich (z.B. Gesundheits- oder Bildungssektor) sind:
Ein kalenderjährlicher Vergleich der KPI-Werte bietet Orientierung für die Messung der Impact-Fortschritte. Hier zeigt sich, in welchem Umfang Verbesserungen erzielt wurden, und ob sich ein Impact Investment auf einem guten Zielerreichungsgrad befindet.
Impact Messung gehört sicherlich zu einem der am meisten debattierten Themen in der Impact Fachwelt. Bei der Heterogenität der Impact Felder kann man sich kaum vorstellen, dass es einmal eine einheitliche quantifizierte Messmethode für alle Impact Felder geben kann. Umso interessanter ist, dass US-amerikanische Manager Methoden zur Monetarisierung von Impact Effizienz entwickeln und bereits in der Impact Bewertung ihrer Fonds anwenden. Im Ergebnis wird auf Basis von sehr komplexen Berechnungen eine sogenannte „Impact Yield“ für jedes Impact Projekt ausgewiesen. Der Impact wird also analog einer finanziellen Rendite in einer monetarisierten Einheit ausgedrückt. So können ökologische und soziale Impact Projekte in ihrer Ergebniserzielung auf Basis einer einzigen Zahl, nämlich der Impact Rendite, miteinander verglichen werden. Dieser Ansatz ist noch sehr jung und es bleibt abzuwarten, ob sich diese Art von Impact Messung flächendeckend durchsetzen wird. Spannende Aussichten also …
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„You can’t manage what you don’t measure” – dieses Mantra der Private Equity Industrie gilt auch für das Impact Investing. Vor kurzem haben wir uns in diesem Blog ausführlich mit dem Thema Impact Investing befasst. Eine Frage bleibt noch: wie kann Impact Messung eigentlich funktionieren?
Da Impact Investments die explizite Intention verfolgen, messbaren Impact zu erzielen, ist unstrittig, dass diese Wirkung auch gemessen werden muss. Es gibt jedoch nicht – oder noch nicht – DEN EINEN Standard für Impact Messung. Trotzdem existieren einige Rahmenwerke, welche internationale Anerkennung genießen und sicherstellen, dass die Impact Management und Messung methodisch sauber erfolgt.
Das Impact Management Project (IMP) ist ein zentrales globales Rahmenwerk, welches ein systematisches Vorgehen als Basis für das Management und die Messung von Impact beschreibt. Die Systematik besteht darin, jedes Impact Projekt unter 5 Gesichtspunkten zu durchleuchten und zu beschreiben. Man beschreibt damit, welche Art von Impact z.B. auf SDG-Basis verfolgt wird, welche Zielgruppe oder welches Zielfeld die positive Wirkung erfährt, welche Größenordnung die erzielte Wirkung hat, in welcher Weise die Wirkung auf das Investment zurückzuführen ist und ob es ungewollte Begleiterscheinungen bei der Wirkungserzielung gibt.
Diese Vorgehensweise ist auf alle Arten von Impact – seien sie ökologischer oder sozialer Natur – anwendbar und findet unter Impact Managern große Verbreitung.
Die „Operating Principles for Impact Management“, kurz OPIM, sind ein zentrales Rahmenwerk für die Methodik von Impact Messung. Sie bestehen seit 2019 und werden mittlerweile von 158 Impact Managern und Investoren aus 38 Nationen angewandt. Wichtig zu wissen ist, dass die OPIM noch keine Aussage über die konkrete Ausgestaltung in Form von Metriken für die Impact Messung treffen.
Stattdessen legen die OPIM eine Leitlinie zur Prüfung unterschiedlicher Schwerpunkte bzw. Bereiche fest. Ein zentrales Kriterium bei der Impact Prüfung ist die Frage, inwiefern eine positive Wirkung in der Tat auf ein Investment zurückzuführen ist. Dieses Kriterium bezeichnet man auch als „Additionalität“ und ist ein zentraler Baustein der OPIM. Darüber hinaus legen die OPIM fest, dass ein konkretes Impact Ziel auf Basis eines fundierten Zielfindungsansatzes festgelegt wurde. Auch mögliche negative „Nebenwirkungen“ auf dem Weg der Impacterzielung werden in diesem Zusammenhang betrachtet. Die Prüfungsleitlinie sieht außerdem vor, dass der Fortschritt der Impacterzielung über die gesamte Zeit des Investments überwacht wird.
Die insgesamt 9 Prinzipien der OPIM konzentrieren sich auf 5 Schwerpunkte, welche die Wirkung während des gesamten Investitionsprozesses abbilden und bewerten können (siehe Abbildung):
Die konkrete Impact Messung beginnt mit der Aufnahme des Ist-Zustandes und der Festlegung eines Impact Ziels. Wenden wir uns daher dem Punkt 4 der Operating Principles, der Impact-Zielfestlegung, zu. Grundlegende Fragestellungen sind: Welche Wirkung wird angestrebt? Wer profitiert von der beabsichtigten Wirkung? Wie signifikant ist die beabsichtigte Wirkung?
Am weitesten entwickelt ist eine akademisch fundierte Zielfestlegung bislang im ökologischen Bereich. In diesem Kontext sollte man beispielsweise die SBTi (Science based Target initiative) kennen, der per Ende 2021 weltweit 2200 agierende Unternehmen wie z.B. Unilever, BMW, Nestle oder Volkswagen angeschlossen sind. Diese Initiative beruft sich auf den Weltklimarat (IPCC) und die darin erklärte Notwendigkeit zur Halbierung weltweiter CO2-Emissionen bis 2030 sowie deren Reduktion auf Netto-Null bis 2050.
Die SBTi entwickelt wissenschaftlich anerkannte Methoden zur Messung von Treibhausgasemissionen. Diese Methoden werden angewendet, um zu beurteilen, ob die Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen eines Unternehmens ausreichen, um das 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen oder nicht. Ein vom SBTi zertifiziertes Unternehmen erhält somit ein Qualitätssiegel für seine als adäquat einzustufenden Maßnahmen gegen den Klimawandel.
Geht es also bei der Impact Messung eines Impact Projekts um die Frage, ob ein vom Unternehmen angestrebtes Treibhausgasemissionsziel im Sinne des Pariser Klimaabkommens adäquat festgesetzt wurde und von SBTi zertifiziert wurde, hat man mit der Zertifizierung den Anspruch einer wissenschaftlich fundierten Impact Zielfestlegung erfüllt.
Eine andere wissenschaftliche Methode zur Unterstützung der Zielfestlegung können zum Beispiel sogenannte „Life Cycle Assessments“ („LCA’s) sein. Bleiben wir bei dem Beispiel der Treibhausgasemissionen und der Frage, inwiefern ein Produkt durch den Einsatz einer neuen Technologie weniger Treibhausgase emittiert als unter Anwendung der herkömmlichen/bislang verwandten Technologie bzw. Methode. Bei LCA’s wird errechnet, wie viele Treibhausgase über die gesamte Wertschöpfungskette der Produktherstellung – bspw. von der Bereitstellung der Rohstoffe durch Lieferanten über die Produktion bis zur Anlieferung beim Endkunden – entstehen. Es erfolgt eine Ist-Aufnahme des LCA’s, die in einem zweiten Schritt einem zukünftig reduzierten Sollwert an Treibhausgasemissionen, welcher auf Basis eines LCA’s unter Annahme der Anwendung einer neuen Technologie errechnet wurde, verglichen wird.
Wie standardisiert und damit verlässlich sind nun diese LCA’s? Zwar existiert ein ISO LCA Standard, es liegen jedoch mehrere Ansätze vor, die zu unterschiedlichen Bewertungen kommen können. Ein Manko dieser Methode ist auch, dass LCA‘s nur bei Technologien und Produkten sinnvoll zum Einsatz kommen können, für die es bereits Daten über alle Phasen des Lebenszyklus hinweg gibt. Dies ist jedoch häufig bei Technologien, die mit Venture Capital finanziert werden, nur begrenzt der Fall.
Nachdem das das Impact Ziel auf fundierter Grundlage quantifiziert wurde, geht es darum, den Zielerreichungspfad der Impact Entwicklung zu überwachen (siehe Principle 6 der OPIM). Dies geschieht, wie in herkömmlichen Geschäftsfeldern auch, auf Basis sogenannter „Key Performance Indicator“ (KPI). Gängige KPI’s im ökologischen Bereich sind zum Beispiel:
Beispiele für KPI’s im sozialen Bereich (z.B. Gesundheits- oder Bildungssektor) sind:
Ein kalenderjährlicher Vergleich der KPI-Werte bietet Orientierung für die Messung der Impact-Fortschritte. Hier zeigt sich, in welchem Umfang Verbesserungen erzielt wurden, und ob sich ein Impact Investment auf einem guten Zielerreichungsgrad befindet.
Impact Messung gehört sicherlich zu einem der am meisten debattierten Themen in der Impact Fachwelt. Bei der Heterogenität der Impact Felder kann man sich kaum vorstellen, dass es einmal eine einheitliche quantifizierte Messmethode für alle Impact Felder geben kann. Umso interessanter ist, dass US-amerikanische Manager Methoden zur Monetarisierung von Impact Effizienz entwickeln und bereits in der Impact Bewertung ihrer Fonds anwenden. Im Ergebnis wird auf Basis von sehr komplexen Berechnungen eine sogenannte „Impact Yield“ für jedes Impact Projekt ausgewiesen. Der Impact wird also analog einer finanziellen Rendite in einer monetarisierten Einheit ausgedrückt. So können ökologische und soziale Impact Projekte in ihrer Ergebniserzielung auf Basis einer einzigen Zahl, nämlich der Impact Rendite, miteinander verglichen werden. Dieser Ansatz ist noch sehr jung und es bleibt abzuwarten, ob sich diese Art von Impact Messung flächendeckend durchsetzen wird. Spannende Aussichten also …
Über den Autor
Barbara Wokurka
Barbara Wokurka verantwortet bei FINVIA das Impact Investing. Sie kann auf eine 30-jährige Berufserfahrung zurückblicken, in der sie für Finanzdienstleister und in der Realwirtschaft in den Bereichen Corporate Finance und Asset Management tätig war.
Das Fundament ihrer Karriere legte sie bei der Deutschen Bank in Frankfurt und London im Bereich Corporate Finance, bevor sie 1999 zur Porsche AG kam, um dort das Asset Management für den Konzern aufzubauen und zu leiten. Im Jahr 2007 wechselte sie zur Quoniam Asset Management GmbH, wo sie zunächst deutsche Tier-1 Kunden betreute und anschließend als Partner die Vertriebssteuerung für den internationalen Markt inklusive des Aufbaus und der Leitung der Quoniam Branch in London übernahm.