Interviews
Interviews
Podcast
Fabian Kienbaum erscheint zum Gespräch per Videocall vor seiner großen Bücherwand, ein Büro wie aus dem Katalog. Berater halt, würde man da vielleicht denken. Aber tatsächlich ist Kienbaum Consultants keine typische Beraterbude, sondern eine der wenigen familiengeführten Consultingfirmen Deutschlands. Fabian Kienbaum leitet das Unternehmen in dritter Generation, 2017 übernahm er von seinem Vater Jochen. Seitdem hat der 38-Jährige das Unternehmen kräftig durchgerüttelt, predigt New Work, investiert in Start-ups und hat sich eine Co-Chefin ins Boot geholt.
Ein neues, ordentliches Fahrrad. Ich lebe in Köln, da ist das für mich die gesunde Ergänzung zum E-Auto und Bahn. Und das funktioniert selbst im autoverliebten Köln mittlerweile recht gut. Man erlebt die Stadt noch einmal ganz anders.
Überhaupt nicht. Meine Geschwister und ich sind in einem sehr liberalen Umfeld aufgewachsen. Wir durften viele Fragen zum Unternehmen stellen, aber das Thema war in meiner Kindheit nicht vorherrschend. Und wir alle durften uns aussuchen, was wir machen wollen. Ich bin nun der einzige, den es ins operative Familiengeschäft verschlagen hat.
Ich bin in Gummersbach aufgewachsen. Da spielt Handball eine große Rolle. Die eine Hälfte der Kinder spielte, die andere nicht. Ich wollte zur ersten Gruppe gehören. Nach dem Abi habe ich dann den Sprung in den Profikader des VfL Gummersbach geschafft – und wollte mich dort natürlich auch etablieren.
Ich wollte gewisse Dinge, die mit einer Profikarriere nicht vereinbar gewesen wären. Ich wollte studieren, während des Studiums dann auch mal ins Ausland. Also habe ich mich dafür entschieden, es mit dem Profisport zu lassen. Und ob es dann wirklich mit der 1. Liga funktioniert hätte, steht in den Sternen.
Das Interesse an Wirtschaft hatte ich schon, entsprechend habe ich dann auch BWL und Internationales Management studiert. Aber zunächst bin ich zu einer anderen Beratung gegangen, zu Hackett, einem amerikanischen Big 4 Spin-off. Da habe ich meine ersten Erfahrungen gesammelt, bevor ich zu Kienbaum gewechselt bin.
Ich habe es immer als Privileg empfunden, ins Familiengeschäft einsteigen zu dürfen. Ich glaube aber auch, dass wir das recht gut geregelt haben. Wir haben uns fünf Jahre für den Übergang gegeben, an deren Ende ich dann die Leitung übernehmen sollte. Ich habe dann zunächst Themen wie die Digitalisierung unseres Geschäfts forciert und bin der Frage nachgegangen, wie wir die Transformation unseres Unternehmens insgesamt voranbringen. Dann haben mein Vater und ich im letzten Jahr der Übergangszeit ein Co-Modell gepflegt, bevor ich schließlich übernommen habe.
Es lief insgesamt so, wie wir es uns gewünscht hatten. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass ich einige Dinge anders machen wollte. Das habe ich in der Übergangszeit auch immer klar kommuniziert. Entsprechend sind dann aber auch einige Leute von Bord gegangen, die diesen neuen Weg nicht mitgehen wollten. Aber ich bin überzeugt, dass wir dabei stets fair und transparent agiert haben.
Ich wollte unsere Kultur neu aufstellen, was Vieles implizierte, wie z.B. einen neuen Markenauftritt, denn ich bin überzeugt: eine gesunde und leistungsorientierte Unternehmenskultur stellt einen Wettbewerbsvorteil dar. Wir sprechen dabei von „individualisierter Gemeinschaft“, angelehnt an ein ordoliberales Gesellschaftsbild. Das ging mit dem angesprochenen Personalumbruch einher. Gleichzeitig haben wir neue Sektoren erschlossen.
Natürlich gehören Familienunternehmen, Mittelständler und Konzerne weiterhin dazu, aber nun zählen auch Start-ups zu unseren Kunden, genauer gesagt: „Grown-Ups“.
Im Kern nicht, denn am Ende geht es bei allen Organisationen darum Potentiale in Fortschritt zu verwandeln. Start-ups mögen dabei in der Umsetzung schneller sein, bei etablierten Unternehmen können dafür hingegen die Geschäftsbeziehungen häufiger langfristig gestaltet werden.
Wir investieren meistens früh, also in den Seed- oder Pre-Seed-Runden. Und wir investieren ausschließlich in HR-Tech. Wir setzen uns auf diese Weise mit Lösungen und Produkten auseinander, die unser Geschäftsmodell erweitern und damit einen Mehrwert für unsere Kunden darstellen können. Den Start-ups auf der anderen Seite versuchen wir, vertriebliche Zugänge zu legen.
Ganz am Anfang, also vor über fünf Jahren gab es teilweise Widerstände, aber dank der Durchführung gemeinsamer Formate haben wir viel erreicht, was die Akzeptanz und Positionierung anbelangten. Dann hilft es auch, wenn sich mal ein Exit ergibt, wenngleich das nicht unserem vordergründigen Ziel entspricht.
Ich glaube, es gibt keine Blaupause für Shared Leadership Ansätze, egal in welcher Konstellation. Was aber fraglos immer hilft, ist jemand, der einen neuen Blick aufs Unternehmen wirft. Entweder in operativer Verantwortung oder wie z.B. in einem Schweizer Modell aus dem Verwaltungsrat heraus
Die vierte Generation gibt es jedenfalls schon. Aber wir müssen nicht zwangsläufig familiengeführt bleiben, familienkontrolliert ist ebenfalls eine Variante. Wir wären perspektivisch auch offen für strategische Partner, wenn dies Sinn ergibt. Beratung lebt von Dynamik.
Zur Person: Fabian Kienbaum, 38, ist CEO von Kienbaum Consultants International. Die Firma, 1945 von seinem Großvater Gerhard gegründet, beschäftigt heute 730 Mitarbeiter in 21 Ländern. Fabian Kienbaum spielte nach dem Abitur Handball für den VfL Gummersbach, ehe er BWL und International Management in Köln und Paris studierte. Nach einer Station bei Hackett Consulting leitet er seit 2017 das familieneigene Unternehmen.
Interviews
Fabian Kienbaum von Kienbaum Consultants spricht über seinen Weg ins Familienunternehmen, seine Karriere als Handballer und erklärt, warum er in Start-ups investiert.
Fabian Kienbaum erscheint zum Gespräch per Videocall vor seiner großen Bücherwand, ein Büro wie aus dem Katalog. Berater halt, würde man da vielleicht denken. Aber tatsächlich ist Kienbaum Consultants keine typische Beraterbude, sondern eine der wenigen familiengeführten Consultingfirmen Deutschlands. Fabian Kienbaum leitet das Unternehmen in dritter Generation, 2017 übernahm er von seinem Vater Jochen. Seitdem hat der 38-Jährige das Unternehmen kräftig durchgerüttelt, predigt New Work, investiert in Start-ups und hat sich eine Co-Chefin ins Boot geholt.
Ein neues, ordentliches Fahrrad. Ich lebe in Köln, da ist das für mich die gesunde Ergänzung zum E-Auto und Bahn. Und das funktioniert selbst im autoverliebten Köln mittlerweile recht gut. Man erlebt die Stadt noch einmal ganz anders.
Überhaupt nicht. Meine Geschwister und ich sind in einem sehr liberalen Umfeld aufgewachsen. Wir durften viele Fragen zum Unternehmen stellen, aber das Thema war in meiner Kindheit nicht vorherrschend. Und wir alle durften uns aussuchen, was wir machen wollen. Ich bin nun der einzige, den es ins operative Familiengeschäft verschlagen hat.
Ich bin in Gummersbach aufgewachsen. Da spielt Handball eine große Rolle. Die eine Hälfte der Kinder spielte, die andere nicht. Ich wollte zur ersten Gruppe gehören. Nach dem Abi habe ich dann den Sprung in den Profikader des VfL Gummersbach geschafft – und wollte mich dort natürlich auch etablieren.
Ich wollte gewisse Dinge, die mit einer Profikarriere nicht vereinbar gewesen wären. Ich wollte studieren, während des Studiums dann auch mal ins Ausland. Also habe ich mich dafür entschieden, es mit dem Profisport zu lassen. Und ob es dann wirklich mit der 1. Liga funktioniert hätte, steht in den Sternen.
Das Interesse an Wirtschaft hatte ich schon, entsprechend habe ich dann auch BWL und Internationales Management studiert. Aber zunächst bin ich zu einer anderen Beratung gegangen, zu Hackett, einem amerikanischen Big 4 Spin-off. Da habe ich meine ersten Erfahrungen gesammelt, bevor ich zu Kienbaum gewechselt bin.
Ich habe es immer als Privileg empfunden, ins Familiengeschäft einsteigen zu dürfen. Ich glaube aber auch, dass wir das recht gut geregelt haben. Wir haben uns fünf Jahre für den Übergang gegeben, an deren Ende ich dann die Leitung übernehmen sollte. Ich habe dann zunächst Themen wie die Digitalisierung unseres Geschäfts forciert und bin der Frage nachgegangen, wie wir die Transformation unseres Unternehmens insgesamt voranbringen. Dann haben mein Vater und ich im letzten Jahr der Übergangszeit ein Co-Modell gepflegt, bevor ich schließlich übernommen habe.
Es lief insgesamt so, wie wir es uns gewünscht hatten. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass ich einige Dinge anders machen wollte. Das habe ich in der Übergangszeit auch immer klar kommuniziert. Entsprechend sind dann aber auch einige Leute von Bord gegangen, die diesen neuen Weg nicht mitgehen wollten. Aber ich bin überzeugt, dass wir dabei stets fair und transparent agiert haben.
Ich wollte unsere Kultur neu aufstellen, was Vieles implizierte, wie z.B. einen neuen Markenauftritt, denn ich bin überzeugt: eine gesunde und leistungsorientierte Unternehmenskultur stellt einen Wettbewerbsvorteil dar. Wir sprechen dabei von „individualisierter Gemeinschaft“, angelehnt an ein ordoliberales Gesellschaftsbild. Das ging mit dem angesprochenen Personalumbruch einher. Gleichzeitig haben wir neue Sektoren erschlossen.
Natürlich gehören Familienunternehmen, Mittelständler und Konzerne weiterhin dazu, aber nun zählen auch Start-ups zu unseren Kunden, genauer gesagt: „Grown-Ups“.
Im Kern nicht, denn am Ende geht es bei allen Organisationen darum Potentiale in Fortschritt zu verwandeln. Start-ups mögen dabei in der Umsetzung schneller sein, bei etablierten Unternehmen können dafür hingegen die Geschäftsbeziehungen häufiger langfristig gestaltet werden.
Wir investieren meistens früh, also in den Seed- oder Pre-Seed-Runden. Und wir investieren ausschließlich in HR-Tech. Wir setzen uns auf diese Weise mit Lösungen und Produkten auseinander, die unser Geschäftsmodell erweitern und damit einen Mehrwert für unsere Kunden darstellen können. Den Start-ups auf der anderen Seite versuchen wir, vertriebliche Zugänge zu legen.
Ganz am Anfang, also vor über fünf Jahren gab es teilweise Widerstände, aber dank der Durchführung gemeinsamer Formate haben wir viel erreicht, was die Akzeptanz und Positionierung anbelangten. Dann hilft es auch, wenn sich mal ein Exit ergibt, wenngleich das nicht unserem vordergründigen Ziel entspricht.
Ich glaube, es gibt keine Blaupause für Shared Leadership Ansätze, egal in welcher Konstellation. Was aber fraglos immer hilft, ist jemand, der einen neuen Blick aufs Unternehmen wirft. Entweder in operativer Verantwortung oder wie z.B. in einem Schweizer Modell aus dem Verwaltungsrat heraus
Die vierte Generation gibt es jedenfalls schon. Aber wir müssen nicht zwangsläufig familiengeführt bleiben, familienkontrolliert ist ebenfalls eine Variante. Wir wären perspektivisch auch offen für strategische Partner, wenn dies Sinn ergibt. Beratung lebt von Dynamik.
Zur Person: Fabian Kienbaum, 38, ist CEO von Kienbaum Consultants International. Die Firma, 1945 von seinem Großvater Gerhard gegründet, beschäftigt heute 730 Mitarbeiter in 21 Ländern. Fabian Kienbaum spielte nach dem Abitur Handball für den VfL Gummersbach, ehe er BWL und International Management in Köln und Paris studierte. Nach einer Station bei Hackett Consulting leitet er seit 2017 das familieneigene Unternehmen.
Über den Autor
Lars-Thorben Niggehoff
Lars-Thorben Niggehoff schreibt über Immobilien, Start-Ups und Geldanlage.