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In Salem am Bodensee befindet sich Deutschlands wohl bekanntestes Internat. In einem ehemaligen Zisterzienserkloster ist der Hauptsitz der Schule Schloss Salem. Das Gymnasium betreut etwa 600 Schüler aus aller Welt. Zu den prominentesten Absolventen zählen unter anderem der verstorbene britische Prinzgemahl Philip, Thomas Manns Tochter Monika, aber auch der Reggae-Sänger Patrice.
Urlaub – mein Mann und ich waren auf Sardinien und haben unsere gemeinsame Zeit am Meer genossen. Sich etwas zu leisten muss nicht immer finanzieller Art sein. Etwas zu erleben, sich füreinander Zeit nehmen, sich Aufmerksamkeit gönnen, heißt auch sich etwas leisten.
Auf jeden Fall - die Coronazeit war sehr anstrengend. Manche Pläne mussten wir sechs- bis siebenmal umschreiben. Bei uns im Internat haben wir zu Hochzeiten eine Kohorten-Quarantäne gehabt. Alle Jugendlichen waren bei uns auf den Standorten untergebracht. Für Jugendliche wie Erwachsene war dies eine schwierige Phase.
Das würde ich nicht sagen. Wir konnten die Vorteile unserer Internatsgemeinschaft sogar für uns nutzen. Wir konnten sehr flexibel agieren und vieles schneller anpassen. Nach einer Woche hatten wir zum Beispiel einen funktionierenden Online-Unterricht und bereits im ersten Herbst ausreichend Luftreiniger. Ich bin seit 36 Jahren in verschiedenen Funktionen an dieser Schule tätig und habe vieles erlebt. Die Coronazeit war jedoch eine spezielle und sehr intensive Erfahrung.
Zunächst einmal zahlen – wie Sie richtig gesagt haben – nicht alle die volle Summe. Neben dem Stipendium, das von rund 20% unserer Schüler in Anspruch genommen wird, haben wir auch den Salemer Weg, mit dem wir Kinder und Jugendliche aus der Region ansprechen. Wir sind eine sehr heterogene Schulgemeinschaft mit Schüler aus allen Teilen Deutschlands sowie aus dem Ausland.
Ohne Frage. Am Anfang jedes Schuljahres müssen wir uns erstmal mit verschiedenen Sprachen, Kulturen und Lernständen beschäftigen. In den ersten Wochen gleichen wir das Lern-Niveau unserer Schüler an. Wir haben dafür auch ein wenig mehr Zeit, denn wir haben eine Sechs-Tage-Unterrichtswoche. Und die Kollegen sind meist rund um die Uhr im Einsatz. Schließlich sind sie wichtige Bezugspersonen für die Schüler, die hier leben.
Auf gar keinen Fall.
Es ist und wichtig diese Trennung zu machen, da Lehrer keine Eltern sind. Natürlich sorgen wir trotzdem dafür, dass jeder Schüler mindestens einen Ansprechpartner auf dem Campus hat, dem er/sie vertraut. Unseren Pädagoginnen stehen Psychologen zur Seite, da es beispielsweise Depressionen oder Essstörungen professionelle Hilfe erfordern.
Der Umgang mit Geld muss erlernt werden, auch von unseren Schülern. Deswegen zahlen wir ihnen ein Taschengeld aus. In der zehnten Klasse sind das zum Beispiel zweiwöchentlich 25 Euro.
Das können wir nicht ausschließen, aber wir bitten die Eltern um Kooperation und Unterstützung. So vermeiden wir auch, dass Statussymbole ein Thema werden. All unsere Schüler leben in Mehrbettzimmern und während des Unterrichts tragen sie Schulkleidung.
Diese Gefahr besteht, wir steuern jedoch aktiv dagegen. Einmal pro Woche treten die Schüler einen gemeinnützigen Dienst an, etwa bei der Feuerwehr, beim Technischen Hilfswerk oder einer sozialen Einrichtung. Dazu kommen Sport- und Nachhaltigkeitsprojekte, bei denen wir uns ebenfalls eng mit lokalen Einrichtungen und Organisationen zusammenarbeiten.
Unsere Schüler nehmen das sehr gut an. Manche absolvieren sogar freiwillig einen weiteren Dienst.
Um die Schule erfolgreich abzuschließen, müssen die Kinder und Jugendlichen viel leisten – tendenziell sogar mehr als an anderen Schulen.
Für unsere Eltern ist es selbstverständlich, dass eine Versetzung nicht gekauft werden kann. Viele Eltern haben sehr hohe Erwartungen an das Leben ihrer Kinder. Unsere Aufgabe ist es dann, die Balance zwischen Leistung und Freizeit sicherzustellen.
Das gehört auch zu unserem Job. Dabei geht es aber nicht nur um den Schulabschluss. Ein Internat ist nicht für jeden das Richtige. Wenn wir den Eindruck haben, dass ein Kind vielleicht mit einer Lehre glücklicher wäre als mit einem Abitur, dann unterstützen wir es dabei. Gute Handwerker sind schließlich genauso wichtig wie gute Ärzte.
Zur Person: Brigitte Mergenthaler-Walter ist seit 2022 Schulleiterin des Internats Schloss Salem und eine von zwei Geschäftsführerinnen der Institution. Sie arbeitet bereits seit 36 Jahren an dem Gymnasium. Zuvor hat sie Lehramt an der Universität Tübingen studiert.
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Brigitte Mergenthaler-Walter ist seit Anfang dieses Jahres Schulleiterin, sie trat nach zehn Jahren die Nachfolge von Bernd Westermeyer an. Im Interview spricht sie über die Herausforderung, ein Internat zu leiten, wie man Schülern finanzielle Vernunft beibringt und wie sie mit anspruchsvollen Eltern umgeht.
In Salem am Bodensee befindet sich Deutschlands wohl bekanntestes Internat. In einem ehemaligen Zisterzienserkloster ist der Hauptsitz der Schule Schloss Salem. Das Gymnasium betreut etwa 600 Schüler aus aller Welt. Zu den prominentesten Absolventen zählen unter anderem der verstorbene britische Prinzgemahl Philip, Thomas Manns Tochter Monika, aber auch der Reggae-Sänger Patrice.
Urlaub – mein Mann und ich waren auf Sardinien und haben unsere gemeinsame Zeit am Meer genossen. Sich etwas zu leisten muss nicht immer finanzieller Art sein. Etwas zu erleben, sich füreinander Zeit nehmen, sich Aufmerksamkeit gönnen, heißt auch sich etwas leisten.
Auf jeden Fall - die Coronazeit war sehr anstrengend. Manche Pläne mussten wir sechs- bis siebenmal umschreiben. Bei uns im Internat haben wir zu Hochzeiten eine Kohorten-Quarantäne gehabt. Alle Jugendlichen waren bei uns auf den Standorten untergebracht. Für Jugendliche wie Erwachsene war dies eine schwierige Phase.
Das würde ich nicht sagen. Wir konnten die Vorteile unserer Internatsgemeinschaft sogar für uns nutzen. Wir konnten sehr flexibel agieren und vieles schneller anpassen. Nach einer Woche hatten wir zum Beispiel einen funktionierenden Online-Unterricht und bereits im ersten Herbst ausreichend Luftreiniger. Ich bin seit 36 Jahren in verschiedenen Funktionen an dieser Schule tätig und habe vieles erlebt. Die Coronazeit war jedoch eine spezielle und sehr intensive Erfahrung.
Zunächst einmal zahlen – wie Sie richtig gesagt haben – nicht alle die volle Summe. Neben dem Stipendium, das von rund 20% unserer Schüler in Anspruch genommen wird, haben wir auch den Salemer Weg, mit dem wir Kinder und Jugendliche aus der Region ansprechen. Wir sind eine sehr heterogene Schulgemeinschaft mit Schüler aus allen Teilen Deutschlands sowie aus dem Ausland.
Ohne Frage. Am Anfang jedes Schuljahres müssen wir uns erstmal mit verschiedenen Sprachen, Kulturen und Lernständen beschäftigen. In den ersten Wochen gleichen wir das Lern-Niveau unserer Schüler an. Wir haben dafür auch ein wenig mehr Zeit, denn wir haben eine Sechs-Tage-Unterrichtswoche. Und die Kollegen sind meist rund um die Uhr im Einsatz. Schließlich sind sie wichtige Bezugspersonen für die Schüler, die hier leben.
Auf gar keinen Fall.
Es ist und wichtig diese Trennung zu machen, da Lehrer keine Eltern sind. Natürlich sorgen wir trotzdem dafür, dass jeder Schüler mindestens einen Ansprechpartner auf dem Campus hat, dem er/sie vertraut. Unseren Pädagoginnen stehen Psychologen zur Seite, da es beispielsweise Depressionen oder Essstörungen professionelle Hilfe erfordern.
Der Umgang mit Geld muss erlernt werden, auch von unseren Schülern. Deswegen zahlen wir ihnen ein Taschengeld aus. In der zehnten Klasse sind das zum Beispiel zweiwöchentlich 25 Euro.
Das können wir nicht ausschließen, aber wir bitten die Eltern um Kooperation und Unterstützung. So vermeiden wir auch, dass Statussymbole ein Thema werden. All unsere Schüler leben in Mehrbettzimmern und während des Unterrichts tragen sie Schulkleidung.
Diese Gefahr besteht, wir steuern jedoch aktiv dagegen. Einmal pro Woche treten die Schüler einen gemeinnützigen Dienst an, etwa bei der Feuerwehr, beim Technischen Hilfswerk oder einer sozialen Einrichtung. Dazu kommen Sport- und Nachhaltigkeitsprojekte, bei denen wir uns ebenfalls eng mit lokalen Einrichtungen und Organisationen zusammenarbeiten.
Unsere Schüler nehmen das sehr gut an. Manche absolvieren sogar freiwillig einen weiteren Dienst.
Um die Schule erfolgreich abzuschließen, müssen die Kinder und Jugendlichen viel leisten – tendenziell sogar mehr als an anderen Schulen.
Für unsere Eltern ist es selbstverständlich, dass eine Versetzung nicht gekauft werden kann. Viele Eltern haben sehr hohe Erwartungen an das Leben ihrer Kinder. Unsere Aufgabe ist es dann, die Balance zwischen Leistung und Freizeit sicherzustellen.
Das gehört auch zu unserem Job. Dabei geht es aber nicht nur um den Schulabschluss. Ein Internat ist nicht für jeden das Richtige. Wenn wir den Eindruck haben, dass ein Kind vielleicht mit einer Lehre glücklicher wäre als mit einem Abitur, dann unterstützen wir es dabei. Gute Handwerker sind schließlich genauso wichtig wie gute Ärzte.
Zur Person: Brigitte Mergenthaler-Walter ist seit 2022 Schulleiterin des Internats Schloss Salem und eine von zwei Geschäftsführerinnen der Institution. Sie arbeitet bereits seit 36 Jahren an dem Gymnasium. Zuvor hat sie Lehramt an der Universität Tübingen studiert.
Über den Autor
Lars-Thorben Niggehoff
Lars-Thorben Niggehoff schreibt über Immobilien, Start-Ups und Geldanlage.