Vermögensmanagement
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Podcast
Wer kostengünstig in den breiten Aktienmarkt investieren möchte, der nutzt ETFs. Nicht umsonst verlassen sich Anleger seit vielen Jahren auf die unumstrittenen Vorteile der passiven Indexnachbildung. Besonders Indizes mit US-amerikanischem Schwerpunkt wie der MSCI World oder der S&P 500 erfreuen sich größter Beliebtheit, immerhin sorgt die hohe Diversifikation über eine Vielzahl an Unternehmen für ein attraktives Risiko-Rendite-Profil, nicht wahr?
Tatsächlich gerät diese vermeintlich goldene Regel derzeit ins Wanken – und das nicht zum ersten Mal. Denn was viele übersehen, ist die Konzentration einzelner Unternehmen in der Gesamtbewertung der Indizes. Viele Indizes gewichten Unternehmen keineswegs gleich, sondern entsprechend ihren Börsenwerten. Das heißt: Je größer der Konzern, desto höher sein Anteil am Index.
Vergleichen wir die aktuelle Konzentration des US-Aktienmarktes mit den Entwicklungen in der Vergangenheit, ist diese historisch gesehen hoch. So wird eine Konstellation erkennbar, welche an die Höhepunkte der Dotcom-Blase im Jahr 2000 erinnert.
Der markante Anstieg der Aktienkurse von Technologiegiganten wie Apple, Microsoft und Amazon hat deren Börsenwerte und folglich ihre Gewichtung in führenden Indizes wie dem MSCI USA und S&P 500 deutlich erhöht. Da die Fundamentaldaten nicht in gleichem Maße mit steigen, ist das Verhältnis zwischen Kurs und Fundamentalwerten (die „Bewertung“) der Unternehmen sehr hoch – und damit ebenso in den Leitindizes, wie dem S&P 500.
Auch damals waren es technologiebezogene Unternehmen, die aufgrund des Internet-Booms exorbitante Bewertungen erzielten – bis der Absturz folgte.
Das Akronym “FAANGM” steht stellvertretend für Facebook (Meta), Amazon, Apple, Netflix, Google (Alphabet) und Microsoft. Der Begriff wurde 2013 von Jim Cramer, dem Moderator der CNBC-Sendung „Mad Money“, populär gemacht.1
Bis heute gab es verschiedene Änderungen der Bezeichnung, etwa „Magnificent 7“ oder Abwandlungen des Akronyms, die mal weitere Unternehmen wie NVIDIA oder Tesla mit einschlossen, mal andere außen vor ließen. Wir beziehen uns jedoch folgend auf die Variante „FAANGM“.
Der markante Anstieg der Aktienkurse der FAANGM hat deren Börsenwerte und folglich ihre Gewichtung in führenden Indizes wie dem S&P 500, MSCI ACWI, MSCI World oder MSCI USA deutlich erhöht. Ihr Anteil an letzterem liegt heute bei etwa einem Drittel. Folglich vertrauen viele Investoren auf die breite Diversifikation eines entsprechenden ETFs, ohne zu wissen, dass gerade mal sechs Konzerne 33 % dessen Portfolios dominieren.
Da die FAANGM aktuell sehr hoch bewertet sind, zieht das die Bewertung der gesamten Standardindizes mit nach oben. Das bedeutet, es ist erneut eine Abhängigkeit der Indizes von wenigen, bisher erfolgreichen Marktteilnehmern entstanden. Das mag in der Phase des Aufschwungs als positiver Faktor gelten, doch wissen wir aus der historischen Betrachtung, dass diese mit großer Wahrscheinlichkeit nicht anhalten wird. Wie also sollten Anleger darauf reagieren?
Um dem Konzentrationsrisiko effektiv entgegenzuwirken, bieten gleichgewichtete Indizes eine lukrative Alternative. So basiert etwa der S&P 500 Equal Weighted Index auf denselben Unternehmen wie sein bekannterer Gegenpart, gewichtet diese allerdings gleich. Das bedeutet vereinfacht ausgedrückt, dass er zwar weniger vom Aufstieg Einzelner profitiert, dafür aber auch ihre Überbewertung vermeidet. Ein Faktor, der ihn und entsprechende Anlagen jetzt, wo Experten über die Entwicklung einer neuen Blase diskutieren, zu einer wesentlich sichereren Ergänzung für das eigene Portfolio macht.
Wie die Geschichte zeigt, kann sich eine hohe Konzentration im US-Aktienmarkt gelegentlich über viele Jahre aufbauen. Schlussendlich löst sie sich aber auch wieder auf und die wenigen großen Unternehmen verlieren relativ an Wert. In dieser Phase laufen Indizes auf Basis einer Gleichgewichtung deutlich besser als Indizes basierend auf der Marktkapitalisierungsgewichtung. Die Trendumkehr startete oftmals unabhängig vom Wirtschaftszyklus. Ein Beispiel: Im März 2000 ist die Dotcom-Blase geplatzt, während die Wirtschaft erst ein Jahr später in die Rezession abtauchte.
Zwar lässt die Zukunft sich nicht genau vorhersagen, jedoch sollten Investoren den aktuellen Warnsignalen am US-Aktienmarkt angemessene Beachtung schenken.
1Jason Fernando: FAANG Stocks: Definition and Companies Involved, 24.09.2023, https://www.investopedia.com/terms/f/faang-stocks.asp
(Stand: 19.04.2024)
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Aktuell beobachten wir am US-Aktienmarkt eine hohe Konzentration großer Technologiekonzerne wie Apple oder Google in führenden Aktienindizes wie dem S&P 500 und dem MSCI USA. Eine Konstellation, die an die Dotcom-Blase aus dem Jahr 2000 erinnert. Was also können Anleger tun, das Risiko einer Überbewertung in ihrem Portfolio zu vermeiden?
Wer kostengünstig in den breiten Aktienmarkt investieren möchte, der nutzt ETFs. Nicht umsonst verlassen sich Anleger seit vielen Jahren auf die unumstrittenen Vorteile der passiven Indexnachbildung. Besonders Indizes mit US-amerikanischem Schwerpunkt wie der MSCI World oder der S&P 500 erfreuen sich größter Beliebtheit, immerhin sorgt die hohe Diversifikation über eine Vielzahl an Unternehmen für ein attraktives Risiko-Rendite-Profil, nicht wahr?
Tatsächlich gerät diese vermeintlich goldene Regel derzeit ins Wanken – und das nicht zum ersten Mal. Denn was viele übersehen, ist die Konzentration einzelner Unternehmen in der Gesamtbewertung der Indizes. Viele Indizes gewichten Unternehmen keineswegs gleich, sondern entsprechend ihren Börsenwerten. Das heißt: Je größer der Konzern, desto höher sein Anteil am Index.
Vergleichen wir die aktuelle Konzentration des US-Aktienmarktes mit den Entwicklungen in der Vergangenheit, ist diese historisch gesehen hoch. So wird eine Konstellation erkennbar, welche an die Höhepunkte der Dotcom-Blase im Jahr 2000 erinnert.
Der markante Anstieg der Aktienkurse von Technologiegiganten wie Apple, Microsoft und Amazon hat deren Börsenwerte und folglich ihre Gewichtung in führenden Indizes wie dem MSCI USA und S&P 500 deutlich erhöht. Da die Fundamentaldaten nicht in gleichem Maße mit steigen, ist das Verhältnis zwischen Kurs und Fundamentalwerten (die „Bewertung“) der Unternehmen sehr hoch – und damit ebenso in den Leitindizes, wie dem S&P 500.
Auch damals waren es technologiebezogene Unternehmen, die aufgrund des Internet-Booms exorbitante Bewertungen erzielten – bis der Absturz folgte.
Das Akronym “FAANGM” steht stellvertretend für Facebook (Meta), Amazon, Apple, Netflix, Google (Alphabet) und Microsoft. Der Begriff wurde 2013 von Jim Cramer, dem Moderator der CNBC-Sendung „Mad Money“, populär gemacht.1
Bis heute gab es verschiedene Änderungen der Bezeichnung, etwa „Magnificent 7“ oder Abwandlungen des Akronyms, die mal weitere Unternehmen wie NVIDIA oder Tesla mit einschlossen, mal andere außen vor ließen. Wir beziehen uns jedoch folgend auf die Variante „FAANGM“.
Der markante Anstieg der Aktienkurse der FAANGM hat deren Börsenwerte und folglich ihre Gewichtung in führenden Indizes wie dem S&P 500, MSCI ACWI, MSCI World oder MSCI USA deutlich erhöht. Ihr Anteil an letzterem liegt heute bei etwa einem Drittel. Folglich vertrauen viele Investoren auf die breite Diversifikation eines entsprechenden ETFs, ohne zu wissen, dass gerade mal sechs Konzerne 33 % dessen Portfolios dominieren.
Da die FAANGM aktuell sehr hoch bewertet sind, zieht das die Bewertung der gesamten Standardindizes mit nach oben. Das bedeutet, es ist erneut eine Abhängigkeit der Indizes von wenigen, bisher erfolgreichen Marktteilnehmern entstanden. Das mag in der Phase des Aufschwungs als positiver Faktor gelten, doch wissen wir aus der historischen Betrachtung, dass diese mit großer Wahrscheinlichkeit nicht anhalten wird. Wie also sollten Anleger darauf reagieren?
Um dem Konzentrationsrisiko effektiv entgegenzuwirken, bieten gleichgewichtete Indizes eine lukrative Alternative. So basiert etwa der S&P 500 Equal Weighted Index auf denselben Unternehmen wie sein bekannterer Gegenpart, gewichtet diese allerdings gleich. Das bedeutet vereinfacht ausgedrückt, dass er zwar weniger vom Aufstieg Einzelner profitiert, dafür aber auch ihre Überbewertung vermeidet. Ein Faktor, der ihn und entsprechende Anlagen jetzt, wo Experten über die Entwicklung einer neuen Blase diskutieren, zu einer wesentlich sichereren Ergänzung für das eigene Portfolio macht.
Wie die Geschichte zeigt, kann sich eine hohe Konzentration im US-Aktienmarkt gelegentlich über viele Jahre aufbauen. Schlussendlich löst sie sich aber auch wieder auf und die wenigen großen Unternehmen verlieren relativ an Wert. In dieser Phase laufen Indizes auf Basis einer Gleichgewichtung deutlich besser als Indizes basierend auf der Marktkapitalisierungsgewichtung. Die Trendumkehr startete oftmals unabhängig vom Wirtschaftszyklus. Ein Beispiel: Im März 2000 ist die Dotcom-Blase geplatzt, während die Wirtschaft erst ein Jahr später in die Rezession abtauchte.
Zwar lässt die Zukunft sich nicht genau vorhersagen, jedoch sollten Investoren den aktuellen Warnsignalen am US-Aktienmarkt angemessene Beachtung schenken.
1Jason Fernando: FAANG Stocks: Definition and Companies Involved, 24.09.2023, https://www.investopedia.com/terms/f/faang-stocks.asp
(Stand: 19.04.2024)
Über den Autor
Benjamin Moritz
Dr. Benjamin Moritz verantwortet bei FINVIA den Bereich Quantitative Investment Research.
Nach seinem Diplomstudium in Wirtschaftsmathematik an der Hochschule Koblenz arbeitete er von 2008 bis 2018 bei Sal. Oppenheim in Köln. Dort leitete er bereichsübergreifend die Investmentprozesse für die Strategische Asset Allocation und den jährlichen Investmentausblick des Bankhauses. Zudem war er mitverantwortlich für die Taktische Asset Allocation für institutionelle und private Kunden sowie verantwortlicher Portfoliomanager für fünf Publikums- und Spezialfonds.
In Ergänzung zu seiner Tätigkeit promovierte er von 2012 bis 2018 an der LMU München bei Prof. Stefan Mittnik. Seine Forschungsarbeit im Bereich computerbasierte Textanalyse für die Asset Allocation sowie maschinelles Lernen für die Aktienselektion präsentierte er weltweit und wurde zweifach ausgezeichnet. In 2018 führte er seine Karriere bei der neu gegründeten HQ Asset Management fort. Er entwickelte dort eine Investmentplattform sowie bereichsübergreifend Investmentprozesse für die Asset Allocation und Aktienselektion, wo er seine Forschungsergebnisse integrierte.
Seit 2017 betreut er regelmäßig Studenten von beispielsweise der LMU München, UC Berkeley und TU München bei Masterarbeiten und Industrieprojekten zu aktuellen Themen der Investmentforschung.