Reinhard Panses Positionen
Reinhard Panses Positionen
Podcast
Ich habe in den vergangenen Monaten keinen Hehl daraus gemacht, dass ich nicht viel von der Entwicklung US-amerikanischer Aktien in den kommenden Monaten erwarte. Die Aktien dort sind – gerade im Vergleich zu europäischen Wertpapieren – überbewertet, ein weiterer Anstieg deshalb unwahrscheinlich. Dabei habe ich bereits einige Faktoren vorgestellt, die dies untermauern, etwa die Demografie und die Staatsschuldenquoten. Heute schauen wir uns einen weiteren wichtigen Aspekt an: Die Wechselkurse der jeweiligen Währungen.
Langfristige Untersuchungen zeigen, dass die Wechselkurse mit der relativen Wirtschaftsleistung eines Landes in Zusammenhang stehen. Während der 130 Jahre von 1820 bis 1949, also vom weltweiten Beginn der Industrialisierung bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, lag der Anteil der britischen Wirtschaftsleistung an der Weltwirtschaft bei ungefähr zehn Prozent. Auch der Wechselkurs des britischen Pfundes war zum US-Dollar weitgehend stabil. Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges im Jahr 1914 begannen allerdings erste Schwankungen. Nach dem Ende des für Großbritannien sehr teuren 2. Weltkrieges setzte ab 1947 ein nachhaltiger Kursrückgang des Pfundes um fast 75 Prozent ein. Die relative Wirtschaftsleistung des Landes ist seitdem um 71 Prozent gesunken. Die gegensätzliche Entwicklung machte in jüngerer Vergangenheit der chinesische Yuan durch. Während Chinas Anteil an der Weltwirtschaft zwischen 2005 und 2015 stark wuchs, legte auch der Wert des Yuan im Vergleich zum US-Dollar zu (2005: 8,18 Yuan, 2015: 6,29 Yuan). Auch für Japan und die Eurozone bestätigt sich dieser Zusammenhang.
Dieser entsteht vor allem dadurch, dass eine starke Wirtschaft mehr Kapital anzieht. Brummt also die US-Wirtschaft, fließt mehr Geld in den US-Dollar, was wiederum den Euro schwächt. Allerdings lassen sich Investoren dabei auch von Scheinblüten austricksen. Gerade in den USA ist das immer wieder zu beobachten. Von 1983 bis 1986 nahm der damalige US-Präsident Reagan jährlich durchschnittlich Staatsdefizite von fünf Prozent des Volkseinkommens in Kauf, um durch höhere Rüstungsausgaben die Sowjetunion nach ihrem Einmarsch in Afghanistan militärisch auf Abstand zu halten. US-Waren wurden durch den überhöhten Dollarkurs zu teuer. Ab 1985 wurde dies den Anlegern bewusst und der Dollar wertete ab. Im Jahr 2000 hielten viele den Internet-Boom der Neunzigerjahre für ein dauerhaftes Phänomen. Auch dieser war nicht nachhaltig; der währenddessen gestiegene US-Dollar fiel in den Folgejahren deutlich. Aktuell hellen die KI-Phantasie, aber auch die enorme Neuverschuldung durch die US-Regierungen (seit 2019 durchschnittlich neun Prozent des Volkseinkommens pro Jahr), das Erscheinungsbild im Vergleich zum lahmenden Europa deutlich auf – eine derart hohe Kreditaufnahme ist allerdings ebenfalls nicht nachhaltig. Der US-Dollar ist also realistisch betrachtet überbewertet, sein Kurs dürfte in den kommenden zehn Jahren deutlich sinken.
Für die Aktienmärkte ist das interessant, weil bei den vergangenen Scheinblüten immer eine Aufwertung von Euro und Yen zum US-Dollar folgte. Stärkere Währungen führen auch zu stärkeren Kapitalzuflüssen, die wiederum zu stärker wachsenden Aktienmärkten führen. In den nächsten zehn Jahren dürften die europäischen und japanischen Aktienmärkte folglich den US-amerikanischen Markt outperformen.
Reinhard Panses Positionen
Aktuell steht die US-Wirtschaft deutlich besser da als die europäische. Doch der Erfolg ist teuer erkauft und nicht nachhaltig. In den kommenden Jahren dürften die Aktienmärkte in Europa besser performen.
Ich habe in den vergangenen Monaten keinen Hehl daraus gemacht, dass ich nicht viel von der Entwicklung US-amerikanischer Aktien in den kommenden Monaten erwarte. Die Aktien dort sind – gerade im Vergleich zu europäischen Wertpapieren – überbewertet, ein weiterer Anstieg deshalb unwahrscheinlich. Dabei habe ich bereits einige Faktoren vorgestellt, die dies untermauern, etwa die Demografie und die Staatsschuldenquoten. Heute schauen wir uns einen weiteren wichtigen Aspekt an: Die Wechselkurse der jeweiligen Währungen.
Langfristige Untersuchungen zeigen, dass die Wechselkurse mit der relativen Wirtschaftsleistung eines Landes in Zusammenhang stehen. Während der 130 Jahre von 1820 bis 1949, also vom weltweiten Beginn der Industrialisierung bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, lag der Anteil der britischen Wirtschaftsleistung an der Weltwirtschaft bei ungefähr zehn Prozent. Auch der Wechselkurs des britischen Pfundes war zum US-Dollar weitgehend stabil. Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges im Jahr 1914 begannen allerdings erste Schwankungen. Nach dem Ende des für Großbritannien sehr teuren 2. Weltkrieges setzte ab 1947 ein nachhaltiger Kursrückgang des Pfundes um fast 75 Prozent ein. Die relative Wirtschaftsleistung des Landes ist seitdem um 71 Prozent gesunken. Die gegensätzliche Entwicklung machte in jüngerer Vergangenheit der chinesische Yuan durch. Während Chinas Anteil an der Weltwirtschaft zwischen 2005 und 2015 stark wuchs, legte auch der Wert des Yuan im Vergleich zum US-Dollar zu (2005: 8,18 Yuan, 2015: 6,29 Yuan). Auch für Japan und die Eurozone bestätigt sich dieser Zusammenhang.
Dieser entsteht vor allem dadurch, dass eine starke Wirtschaft mehr Kapital anzieht. Brummt also die US-Wirtschaft, fließt mehr Geld in den US-Dollar, was wiederum den Euro schwächt. Allerdings lassen sich Investoren dabei auch von Scheinblüten austricksen. Gerade in den USA ist das immer wieder zu beobachten. Von 1983 bis 1986 nahm der damalige US-Präsident Reagan jährlich durchschnittlich Staatsdefizite von fünf Prozent des Volkseinkommens in Kauf, um durch höhere Rüstungsausgaben die Sowjetunion nach ihrem Einmarsch in Afghanistan militärisch auf Abstand zu halten. US-Waren wurden durch den überhöhten Dollarkurs zu teuer. Ab 1985 wurde dies den Anlegern bewusst und der Dollar wertete ab. Im Jahr 2000 hielten viele den Internet-Boom der Neunzigerjahre für ein dauerhaftes Phänomen. Auch dieser war nicht nachhaltig; der währenddessen gestiegene US-Dollar fiel in den Folgejahren deutlich. Aktuell hellen die KI-Phantasie, aber auch die enorme Neuverschuldung durch die US-Regierungen (seit 2019 durchschnittlich neun Prozent des Volkseinkommens pro Jahr), das Erscheinungsbild im Vergleich zum lahmenden Europa deutlich auf – eine derart hohe Kreditaufnahme ist allerdings ebenfalls nicht nachhaltig. Der US-Dollar ist also realistisch betrachtet überbewertet, sein Kurs dürfte in den kommenden zehn Jahren deutlich sinken.
Für die Aktienmärkte ist das interessant, weil bei den vergangenen Scheinblüten immer eine Aufwertung von Euro und Yen zum US-Dollar folgte. Stärkere Währungen führen auch zu stärkeren Kapitalzuflüssen, die wiederum zu stärker wachsenden Aktienmärkten führen. In den nächsten zehn Jahren dürften die europäischen und japanischen Aktienmärkte folglich den US-amerikanischen Markt outperformen.
Über den Autor
Reinhard Panse
Reinhard Panse ist Chief Investment Officer und Mitgründer der FINVIA Family Office GmbH. Bis Februar 2020 war Reinhard Panse Mitglied der Geschäftsführung und Chief Investment Officer für die im Eigentum der Familie Harald Quandt stehende HQ Trust GmbH. Von 2004 bis zum Eintritt in die HQ Trust GmbH im Jahre 2011 war Reinhard Panse Chief Investment Officer des in der UBS Deutschland AG geschaffenenGeschäftsbereichs UBS Sauerborn. Ab 2001 war Reinhard Panse Mitglied des Vorstands der Sauerborn Trust AG bzw. der Rechtsvorgänger. Er verantwortete die Investmentstrategie und gestaltete federführend die ganzheitliche Vermögensbetreuung und -verwaltung großer Privatvermögen. Begonnen hat Reinhard Panse mit der Übernahme von Kapitalmarkt- und Kundenbetreuungstätigkeiten bei der Feri GmbH im Jahre 1989, nachdem er eine eigene Vermögensverwaltung als Geschäftsführer gegründet und geführt hatte.