Reinhard Panses Positionen

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(Nicht) alles im grünen Bereich?

30.7.2024

Die großen Volkswirtschaften der USA, Chinas und der Eurozone verzeichneten seit Ende 2021 trotz des Ukraine-Kriegs ein nominales Wirtschaftswachstum von über 10 % bis zum 1. Quartal 2024. Entsprechend liegt die Vermutung nahe, es bestünde kein Grund zur Sorge. Doch ist dem wirklich so oder wird nur einiges übersehen?

Tatsächlich fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass der bisherige Aufschwung sich größtenteils aus steigenden Staatsschulden finanziert, vor allem in China und den USA. Und auch, wenn das Bild in Europa und Deutschland selbst zunächst positiver erscheint, verrät der zweite Blick in die Daten eine hohe Dunkelziffer, die in den offiziellen Meldungen verschleiert bleibt. Diese Erkenntnis einer überall nur noch schwach wachsenden Privatwirtschaft deckt sich mit den Leading Economic Indicators der US-Researchfirma The Conference Board (TCB-LEI), die bereits seit Ende 2021 eine zunehmende Rezessionswahrscheinlichkeit für alle drei Regionen ankündigen. Doch woran liegt das?

Bis vor drei Jahren galt in China vor allem der Wohnungsbau als starke Stütze der Wirtschaft und hinterließ mit seinem Einbruch von seitdem 60% sichtbare Spuren. Gleichzeitig fiel das Konsumentenvertrauen ab Februar 2022 auf ein Rekordtief und das Wachstum der Einzelhandelsumsätze befindet sich auf dem geringsten Wert seit Beginn dieser Datenerhebung.

Auch die USA kämpfen mit Engpässen: Hier ist der Neubau von Gewerbeimmobilien stark zurückgegangen und die Baubeginne für Wohnobjekte fielen ebenfalls ab. Zwar haben die Amerikaner während der Corona-Pandemie einige Ersparnisse aus Regierungshilfen sammeln können, diese jedoch längst wieder ausgegeben. Entsprechend niedrig fällt aktuell das Konsumentenvertrauen aus. Folglich gäbe es nur noch zwei Optionen, den Konsum der Volkswirtschaft zu finanzieren: Die erste wäre das laufende Einkommen. Allerdings geben das derzeit sinkende Lohnwachstum sowie die messbar steigende Schwäche des Arbeitsmarktes hier wenig Hoffnung. Die zweite wäre die Aufnahme von Krediten. Da der Hypothekenzins jedoch mit inzwischen 7% auf Hauskäufern lastet, während Konsumenten fast 22% Zinsen für ihre Kreditkarten zahlen, bietet sich damit ebenfalls kein Ausweg.

Während in Europa Produktivität und Kreditvergabe an private Haushalte stagnieren, genießen wir einen relevanten Vorteil: ein höheres Konsumentenvertrauen. Entgegen dem amerikanischen Beispiel wurden Ersparnisse nach der Pandemie weniger ausgegeben und stattdessen weiter aufgebaut. Dementsprechend könnte der Konsum hier also zukünftig die Konjunktur stützen. Doch obwohl die bessere finanzielle Lage das eigene Rezessionsrisiko senkt, ist Vorsicht geboten. Seit 1970 haben US-Rezessionen immer auch zu Kursverlusten am europäischen Aktienmarkt geführt. Sich also allein auf geografische Distanz zu verlassen, wäre ein großer Fehler.

Folglich ist es ratsam, Aktien nicht überzugewichten und defensive Sektoren wie das Gesundheitswesen oder den Basiskonsum zu bevorzugen.

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(Nicht) alles im grünen Bereich?

Reinhard Panses Positionen

(Nicht) alles im grünen Bereich?

30.7.2024

Reinhard Panse

USA, China und die Eurozone verzeichneten seit Ende 2021 ein nominales Wirtschaftswachstum von über 10 %. Besteht also kein Grund zur Sorge oder wird nur einiges übersehen?

Die großen Volkswirtschaften der USA, Chinas und der Eurozone verzeichneten seit Ende 2021 trotz des Ukraine-Kriegs ein nominales Wirtschaftswachstum von über 10 % bis zum 1. Quartal 2024. Entsprechend liegt die Vermutung nahe, es bestünde kein Grund zur Sorge. Doch ist dem wirklich so oder wird nur einiges übersehen?

Tatsächlich fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass der bisherige Aufschwung sich größtenteils aus steigenden Staatsschulden finanziert, vor allem in China und den USA. Und auch, wenn das Bild in Europa und Deutschland selbst zunächst positiver erscheint, verrät der zweite Blick in die Daten eine hohe Dunkelziffer, die in den offiziellen Meldungen verschleiert bleibt. Diese Erkenntnis einer überall nur noch schwach wachsenden Privatwirtschaft deckt sich mit den Leading Economic Indicators der US-Researchfirma The Conference Board (TCB-LEI), die bereits seit Ende 2021 eine zunehmende Rezessionswahrscheinlichkeit für alle drei Regionen ankündigen. Doch woran liegt das?

Bis vor drei Jahren galt in China vor allem der Wohnungsbau als starke Stütze der Wirtschaft und hinterließ mit seinem Einbruch von seitdem 60% sichtbare Spuren. Gleichzeitig fiel das Konsumentenvertrauen ab Februar 2022 auf ein Rekordtief und das Wachstum der Einzelhandelsumsätze befindet sich auf dem geringsten Wert seit Beginn dieser Datenerhebung.

Auch die USA kämpfen mit Engpässen: Hier ist der Neubau von Gewerbeimmobilien stark zurückgegangen und die Baubeginne für Wohnobjekte fielen ebenfalls ab. Zwar haben die Amerikaner während der Corona-Pandemie einige Ersparnisse aus Regierungshilfen sammeln können, diese jedoch längst wieder ausgegeben. Entsprechend niedrig fällt aktuell das Konsumentenvertrauen aus. Folglich gäbe es nur noch zwei Optionen, den Konsum der Volkswirtschaft zu finanzieren: Die erste wäre das laufende Einkommen. Allerdings geben das derzeit sinkende Lohnwachstum sowie die messbar steigende Schwäche des Arbeitsmarktes hier wenig Hoffnung. Die zweite wäre die Aufnahme von Krediten. Da der Hypothekenzins jedoch mit inzwischen 7% auf Hauskäufern lastet, während Konsumenten fast 22% Zinsen für ihre Kreditkarten zahlen, bietet sich damit ebenfalls kein Ausweg.

Während in Europa Produktivität und Kreditvergabe an private Haushalte stagnieren, genießen wir einen relevanten Vorteil: ein höheres Konsumentenvertrauen. Entgegen dem amerikanischen Beispiel wurden Ersparnisse nach der Pandemie weniger ausgegeben und stattdessen weiter aufgebaut. Dementsprechend könnte der Konsum hier also zukünftig die Konjunktur stützen. Doch obwohl die bessere finanzielle Lage das eigene Rezessionsrisiko senkt, ist Vorsicht geboten. Seit 1970 haben US-Rezessionen immer auch zu Kursverlusten am europäischen Aktienmarkt geführt. Sich also allein auf geografische Distanz zu verlassen, wäre ein großer Fehler.

Folglich ist es ratsam, Aktien nicht überzugewichten und defensive Sektoren wie das Gesundheitswesen oder den Basiskonsum zu bevorzugen.

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Über den Autor

Reinhard Panse

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Reinhard Panse ist Chief Investment Officer und Mitgründer der FINVIA Family Office GmbH. Bis Februar 2020 war Reinhard Panse Mitglied der Geschäftsführung und Chief Investment Officer für die im Eigentum der Familie Harald Quandt stehende HQ Trust GmbH. Von 2004 bis zum Eintritt in die HQ Trust GmbH im Jahre 2011 war Reinhard Panse Chief Investment Officer des in der UBS Deutschland AG geschaffenenGeschäftsbereichs UBS Sauerborn. Ab 2001 war Reinhard Panse Mitglied des Vorstands der Sauerborn Trust AG bzw. der Rechtsvorgänger. Er verantwortete die Investmentstrategie und gestaltete federführend die ganzheitliche Vermögensbetreuung und -verwaltung großer Privatvermögen. Begonnen hat Reinhard Panse mit der Übernahme von Kapitalmarkt- und Kundenbetreuungstätigkeiten bei der Feri GmbH im Jahre 1989, nachdem er eine eigene Vermögensverwaltung als Geschäftsführer gegründet und geführt hatte.

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